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oder nicht?“ Hätte Christus den Zins verweigert, dann war er Revo
lutionär. Hätte er das Zinszahlen bejaht, dann war seine Lehre öde
Jenseitslehre, die mit dem Erdenleben nichts zu tun hatte, sie wäre nur
fixe Idee gewesen. Sein Gebet, das „Vaterunser“ sagt uns aber: „Dein
Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel, unser
täglich Brot gib uns heute (nicht 100 Jahre im voraus), erlöse uns vom
Bösen usw.“ Wir sehen, das sind alles Ziele, die hier auf Erden ver
wirklicht werden sollen. Ihr Heuchler sagte Jesus: „Weiset mir die
Zinsmünze.“ Sie reichten ihm einen Groschen. Er sprach: „Wes ist
das Bild und die Überschrift?“ Sie sprachen: „Des Kaisers.“ So gebet
dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist.“
Nehmen wir heute noch einen Groschen (10 Pfg.) und fragen: „Wes
ist das Bild und die Überschrift?“ Sie müßten uns gestehen, daß es
Freimaurerzeichen sind, wie wir aus dem „Sturm“ vom 1. 11. 1930 aus
dem Artikel: „Jüdische und freimaurerische Zeichen im deutschen Geld“
erkennen. Diese Leute stellen ihr Licht unter einen Scheffel, sagt Jesus
schon damals. Wie kann d&e Antwort Jesus ausgelegt werden? Hat
er mit seiner Antwort das Steuerzahlen als Recht anerkannt? Ich be
haupte, nein. Denn dann konnte er sein Ansehen bei der Behörde
direkt durch „ja“ verbessern. In Wirklichkeit wich er dieser heiklen
Frage aus. „Ja“ konnte er nicht sagen, weil er Gegner war. „Nein“'
durfte er nicht sagen, das hätte seinen Tod bedeutet. Da aber die
Münze vom Kaiser ausgegeben war und zudem sein Bild zeigte, so war
es doch bewiesen, daß diese sein Eigentum war. Fragen wir nun nach
dem natürlichen Werte dieser Münze. Nur der Metall wert käme in
Frage. Den wirklichen Wert gibt ihm erst das Volk, weil es diese
Münze als Zahlungsmittel anerkennt. Nehmen wir einen Geldschein statt
einer Münze. Es ist nur eine Wertbescheinigung. Das Papier ist fast
wertlos. Christus sagte somit versteckt, gebt dem Kaiser die sonst
wertlose Münze zurück. Gebt aber Gott was Gottes ist. Wie können
wir nun Gott Gaben schenken, da er diese Gaben nirgends in Empfang
nimmt. Die Opferpriester haben wohl als Vertreter Gottes Gaben ange
nommen. Doch wir wissen, daß diese Priester sich selbst als Götter
betrachteten, da sie die Opfergaben in ihren Kreisen verzehrten. Sie
waren die Gelehrten, und die Geber, die Ungelehrten, waren die
„breite Masse“. Der Nazarener sagt uns aber in Johannes 10 V. 34:
„Ihr seid Götter.“ Auch der Apostel Paulus sagt im 1. Briefe an die
Korinther 3 V. 16: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und
der Geist Gottes in euch wohnt?“
Christus sagt uns mit den Worten, gebt Gott was Gottes ist, nichts
mehr und nichts weniger als die Worte: Volk besinne dich, was dir von
Gott, von der Natur gegeben wurde, und was dir von den Fürsten durch
Gewalt genommen wurde vor vielen Jahren und heute von Kapital und
Zinsknechtschaft. Sorge ein jeder für seine Familie, für den Stamm
und für die gesamte Christenheit, dann wird der Stein, den die Bau
leute verwarfen, zum Eckstein werden. Matthäus 21 V. 42.
Merken wir uns ein für allemal: Wirtschaft, Politik und
christliche Sittenlehre sind genau so untrennbar als Leib,
Seele und Wille (Geist). Die christliche Sittenlehre ist daß
hohe Ziel, das sich der Volkswille oder der Volksgeist steckt.
Die Politik stellt die Volksseele, die feinen Nervenfäden beim
Menschen dar, die den Volkskörper mit dem Willen verbinden und
die materiellen und geistigen Kräfte vermitteln.
Die Wirtschaft ist das Sichtbare, der eigentliche Volkskörper,
in ’3em die Waren und seine Zirkulation dasselbe bedeuten, wie das
Blut im menschlichen Körper. Ich kann nicht sagen, dies oder jenes
Glied meines Körpers brauche ich nicht. Unser Geist wird immer