Full text: Grundzüge der Politik und der Religion

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verschwinden. Die Gold- oder Luxuswährung ist das Grundübel zur 
Volksverelendung. Die Kunstgenüsse der herrschenden Klasse stehen im 
krassen Widerspruch zu unserer Existenznot. 
Eine neue Währung, ein neuer Wertmesser muß vom Volke geschaf 
fen werden. Betrachten wir uns andere Maße, z. B. das Längenmaß, 
das Meter. Es ist der lOmillionenste Teil des Erdquadranten. Danach 
hat die Erde auf der gedachten Äquatorlinie einen Umfang von 40 
Millionen Meter. Das Originalmetermaß befindet sich in Paris, und 
ist aus Platin gefertigt. Alle nachgemachten Maße müssen genau die 
selbe Länge haben, sonst könnte die Technik nicht Hand in Hand 
arbeiten. Auch die Gewichtsmaße bauen sich auf diesem Maße auf. 
Das Schwergewicht, das man zugrunde legte, ist das Gewicht des Was 
sers. Ein Gefäß von 10 cm Länge, Breite und Höhe und überall im 
rechten Winkel aufgebaut, faßt ein Liter. Der Inhalt an Wasser 
wiegt 1 kg. Selbst der Chemiker hat für seine Elemente Grundwerte 
geschaffen. Das Gewicht des Wasserstoffes ist von ihm als Einheit 
zugrunde gelegt. Sauerstoff ist z. B. 16 mal schwerer, Stickstoff hat das 
spezifische Gewicht 14 usw. Wir sehen, hier sind wirkliche reale 
Maße geschaffen worden, die keiner Veränderung oder Konjunktur 
unterliegen. Auch ein Wertmesser muß auf fester Grundlage auf gebaut 
sein, damit die Herstellung einer Ware damit berechnet werden kann, 
aber was noch wichtiger ist und heute nicht überwunden werden kann, 
den Verbrauch der Ware muß dieser Wertmesser ebenfalls garantieren. 
Denn Waren, die keinen Käufer finden, sind wertlos. Im Kapitel „Kapi 
tal“ wurde erklärt, daß ohne den Menschen keine Gebrauchsgegenstände 
hergestellt werden können, aber auch ohne ihn keine Waren verbraucht 
werden. Mithin ist der Mensch der Mittelpunkt zwischen Produktion 
und Konsumtion und nicht Geld. Der Mensch kann nur als Wertmesser 
in Frage kommen. Der Grundwert ist der Arbeitstag des Durchschnitts 
arbeiters. Diesen Arbeitstag kann man in lOtel und lOOtel teilen. 
Hierfür muß er so viele Gebrauchsgegenstände kaufen können, daß er 
auskömmlich leben kann. Mit Hilfe der Technik kann bei richtiger 
Einstellung aller arbeitsfähiger Menschen in acht Arbeitsstunden mehr 
Ware erzeugt werden, als der heutige Durchschnittsmensch verbraucht. 
Die Produktion kann sogar noch stark vermehrt werden. Dadurch 
könnte wiederum der Preis der Ware so gesenkt werden, daß wirklich 
alle Waren verbraucht würden. Jeder würde „Beamtenrechte“ und 
somit „Pensionsrecht“ haben. Die quälenden Sorgen um die Altersver 
sorgung können mit Leichtigkeit beseitigt werden. Aber auch Spar 
möglichkeiten müssen vorgesehen werden. Wer seinen Verdienst, der 
in Arbeitsbescheinigung gezahlt wird, nicht voll verbraucht, kann Spar 
marken kaufen nach dem staatlichen System der Invalidenmarken. 
Niemals kann aber ein Sparkonto Zinsen tragen. Geld arbeitet nicht. 
Es schafft keine neuen Werte. Niemand hat das Recht, andere für sich 
arbeiten zu lassen, weil er mehr Geld hat. Die Zinsknechtschaft ist 
eine Vergewaltigung. Außerdem wird ein Darlehn durch die Zinsen 
gefährdet. Die Zinsen besorgen den Verfall der Volkswirtschaft und 
somit den Verfall des Sparkontos. Den Werdegang des Zinsenwesens 
müssen wir in seinen Uranfängen verfolgen. Die römische Kirche und 
der internationale Handelsmann waren die ersten Kapitalisten, die Geld 
verliehen. Damit war aber noch keine Zinszahlung gerechtfertigt. Wenn 
man statt Geld Handwerkszeug borgt, dann ist ein Leihgeldfordern be 
rechtigt, weil sich der Gegenstand abnutzt. Geborgtes Geld nutzt sich 
doch nicht ab in dem Sinne, daß es vom Besitzer erneuert werden muß, 
wie Handwerkszeug. Das besorgt der Staat unentgeltlich. Der Geld 
verleiher sollte froh sein, daß ihm jemand das Geld ersatzpflichtig 
aufbewahrt und es so vor Diebstahl schützt. Es muß aber doch ein
	        
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