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das Zaubern eine äußerst ernst zu nehmende Wissenschaft ist, wird
wohlweislich verschwiegen. Man wird nun auch begreifen, warum Katho
liken und Marxisten sich besser \ertragen, als Nie es mit dem evan
gelischen Deutschland tun. Der Evangelische hat ein viel freieres
geistiges Gesichtsfeld, da das Zeremonienwesen der ärgsten Verblödung
durch Luther abgeschafft wurde. Luther ist daher ebenso verhaßt wie
einst Jesus war. Mithin ist die evangelische Kirche als aufklärendes
Institut weit gefährlicher. Das Volksganze ist nur zu bekämpfen, wenn
Dummheit, Sittenlosigkeit und Leidenschaft hineingepflanzt werden. Ein
uneiniges Volk ist immer ein politischer Spielball. Das sehen wir heute
an Deutschland. Eine Einigung ist nur möglich, wenn alle Äußerlich
keiten oder Zeremonien einer nüchteren ehrlichen Sachlichkeit ohne
Eigennutz weichen. Die Bibel in den Händen des Volkes ist der größte
Ärger der Juden, aber auch der Katholiken, weil das Volk nicht mehr
abhängig von den Priestern ist und über die wahren Sünden belehrt
wird. Ich will hier gleich vorweg schicken, was wirklich unter Sünde zu
verstehen ist. „Sünde“ ist Leben vernichten oder erschweren. Mord
brenner sind nicht Diener des Guten, sondern des Bösen. Wie kann
man Gott zu Ehren Andersdenkende lebend verbrennen? Unter „Gut“
verstehen wir Leben fördern. Wir müssen, um Vertrauen zu erwecken,
peinliche Sachlichkeit in der Christengemeinde pflegen. Auch der
letzte Rest von Phantasie muß beseitigt werden. Nur Aufklärung kann
Deutschland und die bedrückten Völker retten.
Die weitere Belehrung über Urreligion durch Eildermann ist zweck
los, da er uns offensichtlich in die Irre führen möchte. Es sollen daher
nur noch die Vorteile hervorgehoben werden, die sich die Zauberer und
Alten durch ihr Wissen verschaffen konnten. Es ist verständlich, daß
der Krankenpfleger, der mit dem Kranken Zurückbleiben mußte, wenn er
einen geeigneten Platz gefunden hatte, die Krankheitszeit möglichst ver
längerte, weil er dann mühelos Nahrung bekam. Auch selbst, wenn der
Kranke gestorben war, konnte er Schlaf Vortäuschen. Jedes Geräusch
konnte er vortäuschen als gesundheitlich sehr schädlich und durch Fern
halten der Horde-nmiiglieder eine Entlarvung verhüten. Alle Schlaf be~
stattungen der Urzeit deuten auf magisches Wissen hin. Der Tote wurde
so gebettet, als ob er nur schliefe. Dadurch war die Horde gezwungen,
die Verpflegung weiter zu liefern. Verzehrt wurde die Verpflegungs
ration schon. Das war Sache der Auserwählten. Die Zauberer gingen
gelegentlich noch weiter. Die Toten wurden mitgenommen, ln Hocker
stellung wurden die Leichen getrocknet und so auf der Wanderung
bis zum geeigneten Bestattungsorte mitgenommen. Sobald die Menschen
gestorben waren, werden die beiden großen Zehen zusammengebunden,
ebenfalls die Hände. Die Arme werden durch die Knie gedrückt und
dann zu einem Bündel zusammengeschnürt. Auf diese Weise kann der
Priester und der Tote bei größeren Wanderungen bei der Horde blei
ben und die Opfergaben in Empfang nehmen. Das Geisterleben, das
Verhältnis von Gut und Böse offenbarte sich später im geregelten
Opferdienst durch das Publikum in Leistungen gegenüber der gaben
erheischenden Gottheit. Ein geordneter Opferdienst, eine gesicherte
üppige Existenz der Priester, der nicht nur zürnende, sondern auch
helfende und wohltuende Gott, sind die Merkmale einer höheren kulti
schen Entwicklung. Besonders günstig für die Gesellschaftsordnung war
der Geisterglaube der Totemgenossenschaft. Die eingeführten Schon
zeiten für die Tiere während der Aufzucht der Jungen und die Ab
lieferungspflicht an die Horde, war eine Notwendigkeit. Die Totem-
leute waren durch Zeremonien und Festlichkeiten geweihte Heilige, die
auf strenge Innehaltung der Sitten zu sehen hatten. Wer sich gegen die
Totemgesetze verging, wurde von dem großen Geiste schwer bestraft.