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handenen und neuerworbenen
Werke in guten Katalogen formal
alphabetisch wie sachlich zu er
schließen. Altmüller entschied sich
bereits 1875 unter Beibehaltung der
auf S. 23 beschriebenen Katalog
vielfalt für den Zettelkatalog.
„Durch Verbindung eigener Ideen
mit dem von Ferdinand Bonnange,
Archiviste du Ministern de TAgri-
culture et du Commerce zu Paris
erfundenen Zettelsystem” (15)
führte er „Staubschutz-Etuis”, zu
sammengehalten durch Schrauben
und Klammern, ein, so daß die Bi
bliothek „zugleich völlig feste
(buchartige) und völlig lose (als zu
Nachträgen durch Einfügung
neuer Blätter jederzeit geeignete)
Kataloge” besaß. Das neue Zettel
format erzwang das Neuschreiben
des Zettelkataloges zum dritten
Mal. Das Erwerbskatalogbuch wur
de 1879 konsequenterweise in ei
nen Zettelkatalog umgeschrieben.
Die beiden wissenschaftlichen Ka
taloge zur sachlichen Erschließung
des Buchbestandes für das Publi
kum und die Beamten umfaßten
Ende 1879 bereits 110 bzw. 673
„Staubschutz-Etuis”. Im übrigen
standen die Bücher, geordnet nach
dem Erscheinungsjahr fachlich un
differenziert auf numerierten Bü
cherregalen. Selbstverständlich
plante er, in einem letzten Arbeits
schritt die Bücher zu signieren und
dazu den zur Bestandskontrolle
vorgesehenen Standortkatalog zu
erstellen. Dazu lag in den katalogi
sierten Büchern eine Titelabschrift
auf „Kartenstreifen”.
Uhlworm bezeichnete die Alt-
müllersche Katalogeinrichtung in
seinem ersten Jahresbericht 1881
als nur für eine „unbedeutende
Vermehrung und Erweiterung”,
geeignet, damit als wenig zweckmä-
Erwerbskatalog der Murhardschen Bibliothek
der Stadt Kassel für das Jahr 1882. Seite 1,
Ausschnitt
GhB.LMB
ßig „für eine Bibliothek . . , von so
großer zukünftiger Bedeutung, wie
dieselbe nach Eröffnung der hiesi
gen Stadtbibliothek zu erwarten
ist” (16). Die Befragung der Staub
schutz-Etuis bezeichnete er
schlicht als für Mitarbeiter und das
Publikum zu zeitaufwendig. Er
zeigte auf, daß die Kataloge nur ei
nen Teil der Bestände, dazu noch
mit ungenügender Titelbeschrei
bung, erschlossen. Er entschied
sich daher, ohne die Katalogzahl zu
verändern, für eine neue „bessere”
Katalogeinrichtung, nach einigem
Zögern ebenfalls auf der Basis von
Katalogzetteln mit Ausnahme des
Erwerbskataloges. Uhlworm nahm
den alten Erwerbskatalog von
Bernhardi ab 1. März 1881 wieder in
Funktion.
Uhlworm führte den Leidener
Buchkapseln nachempfundene
Buchkapseln ein. Zum Zusammen
halten wurde zunächst ein Bindfa
den verwandt, der sich jedoch
leicht lockerte, so daß die Buchkap
sel auseinander zu fallen drohte.
1888 entwickelte er einen Klam
merverschluß aus zwei Metallstrei
fen, der sich so bewährte, daß die
sogenannten „Uhlwormschen Kap
seln” rasch weite Verbreitung fan
den.
Uhlwormsche Katalogkapsel der Murhard
schen Bibliothek seit 1888
Aus: Armin Graesei, Handbuch der Bibliothekslehre.
Leipzig 1902. S. 261
Bereits 1882 ließ Uhlworm auf
gummiertem Papier, später für ein
Jahr einen Teil der Auflage auch
auf Karton, 100, später 50 Exempla
re der erstellten Titelaufnahmen
drucken. Die Kosten im Jahr be
zeichnete er mit 600 bis 800 Mark,
also weniger als das Jahresgehalt ei
nes Schreibers. Dadurch war es ihm
jedoch möglich, zusammen mit sei
nem Bibliothekssekretär in kurzer
Zeit alle Werke im alphabetischen