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Gartenhaus der Brüder Murhard in Wehlheiden, Wilhelmshöher Allee Nr. 98, später Kassel, Wil
helmshöher Allee Nr. 50, zuletzt Nr. 62. Sitz der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel 1863
bis 1874 Aus: Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. VI, Atlas T. 3, Cassel 1923
IV Die Murhardsche Bibliothek
der Stadt Kassel bis zu ihrer vor
läufigen Eröffnung 1875
Gemäß der Bitte der Stifter in ih
rem Testament übernahm der Lei
ter der Landesbibliothek Kassel,
Dr. Karl Bernhardi, nach dem Tode
Karl Murhards am 8. Februar 1863
im Nebenamt die bibliothekarische
Verantwortung für den hinterlasse-
nen Buchbesitz. 1848 hatten die
Brüder Murhard mit der Stadtver
waltung bereits die Errichtung ei
nes Bibliotheksgebäudes auf einem
Grundstück am Königsplatz erwo
gen. Die Erkenntnis, daß bei dem
großen Stiftungskapital das dort zu
errichtende Gebäude bald den
Buchzugang nicht mehr beherber
gen könne, führte zur Aufgabe des
Planes, letztlich zu der testamenta
rischen Weisung, das Bibliotheks
gebäude auf dem großen Murhard
schen Grundstück an der Wil
helmshöher Allee - u.a. Gelände
der Luisenschule - zu errichten.
Die 1848 in Erwartung einer
schnellen positiven Absprache mit
der Stadt Kassel für Bibliotheks
zwecke durch die Brüder Murhard
angeschafften Bücher waren nach
Aussage im Kodizill 1852 neben der
Bibliothek der Realschule Kassel
im dortigen Schulgebäude aufge
stellt worden. Diese Werke bilde
ten den Anfangsbestand der Mur
hardschen Bibliothek.
Zur Aufbewahrung der in der
Wohnung Karl Murhards aufgefun
denen Bücher, der Gemäldesamm
lung, des Mobiliars, soweit nicht
versteigert, der hinterlassenen Pa
piere und der Manuskripte diente
die eine Hälfte des ersten Stockes
des Murhardschen Landhauses auf
dem Bibliotheksgrundstück an der
Wilhelmshöher Allee. Die zur Ver
schönerung des Bibliotheksgebäu
des weniger geeigneten Gemälde
wurden, u.a. auch um Aufstell
raum zu gewinnen, unter Verant
wortung des derzeitigen Bibliothe
kars unter fachlicher Begleitung
1865 und 1873 versteigert. Bereits in
den ersten Wochen 1872 wurden
zwischenzeitliche Buchgeschenke
meist medizinischen Inhaltes des
Dr. med. Stracke wie des Oberme
dizinalkollegiums aus den Jahren
1867/68 in einen Raum der neu er
richteten Bürgerschule ausgela
gert. Unter Aufsicht Bernhardis ka
talogisierte der Bibliothekssekretär
der Landesbibliothek Kassel,
Schultheis, nach Arbeitsgrundsät
zen dieser Bibliothek zuerst den
Murhardschen Büchernachlaß,
dann einen Teil der später durch
Kauf oder als Geschenk erworbe
nen Werke bis 1871. Der damals an
gelegte Erwerbskatalog ist erhal
ten. Altmüller, der Nachfolger
Bernhardis, berichtete am 3. No
vember 1873, es sei nur etwa 1/3 des
Buchbesitzes inventarisiert, sogar
nur 1/15 desselben für den Alpha
betischen Katalog verzettelt. Der
Murhardsche Büchernachlaß um
faßt 880 Werke mit 1622 Bänden,