Cassel den 10ten Mai
1858.
Hochgeachteter Herr,
Ich kenne keinen Verein, der die Orchesterstimmen meines
Oratoriums „der Fall Babylons besitzt. Ich habe sie
aber selbst, und bin ganz gewillt, sie Ihrem Bekann-
ten für eine Aufführung zu borgen, so bald ich sie aus
Bremen zurückerhalten habe, wo das Oratorium vor
8 Tagen von einem dortigen Gesangverein sehr ausge-
zeichnet aufgeführt worden ist. Ein Bedenken habe ich
aber dabey! Ob in einer kl. Bayerischen Stadt ein Orche-
ster zusammen zu bringen ist, was das Werk zu be-
zwingen im Stande ist? Denn die Orchesterparthie ist
keine leichte, wie der Unternehmer schon aus dem Cla-
vierauszug ersehen kann. Es gehört dazu daß alle
ersten Blasinstrumente gut seyn müssen, weil in ihren
Parthien nicht ganz leichte Soli vorkommen. Ferner muss der Dirigent
über 3 gute und geübte Posaunen zu verfügen haben und
zwar in den Stimmungen Alt, Tenor und Baß, weil sie
in den Fugen zur Stütze und Verstärkung der 3 Sing-
stimmen erforderlich sind. Es fragt sich allso zunächst
ob der Unternehmer ein solches Orchester herbeizu-
schaffen vermag! ist dieß nicht der Fall und überhaupt
sein Chor kein sehr zahlreicher, so wird er viel besser
thun, das Werk mit Pianofortebegleitung zu geben.
Hat er einen Flügel und kann zu den 3 Nummern, die 4hän-
dig sind, durch 2 geübte Spieler vortragen lassen, so
ist die Orchesterbegleitung für einen Chor von 50 bis 60 Stimmen