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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 317
Nachdem ich solchergestalt die alterthümlichkeit
unsres ortnamens festgestellt habe, kehre ich zum
Allerhätenberg zurück, um ihn unter einem wei
tem gesichtspunct zu beleuchten. Es gibt noch an
dere deutsche grossvaterbergeJ Auf der grenze zwi
schen Östreichisch Schlesien und Mähren, unweit
Würbenthal und Goldenstem liegt der Altvater, ein
hohes Waldgebirge. Im canton Schwitz, nicht ferne
von Einsiedeln, ein berg genannt Etzel, was nichts
anders ausdrückt als grossvater, und von ette, ätte =
vater mittelst der ableitungssilbe el gebildet ist, wie man
in Schwaben, am Rhein und in der Wetterau aus
herr und frau herrle, fräule, herrche und fräu-
che für grossvater und grossmutter sagt: die diminu-
tivform erhöht und steigert hier den begrif. ethla
in den altfriesischen gesetzen bedeutet ausdrücklich
grossvater, und ist auch der sinn des berühmten
mannsnamens Attila, der obgleich einem hämi
schen könig zuständig gothischer abkunft und wie
derum von atta = vater entsprungen ist.
Und nun darf sich erst eine fernere, mythologi
sche aussicht eröfnen. Was sind diese Gross va
terberge? nichts anders als Donnersberge, sitze
des Donners, des Donnergottes. Donar hiess den
Heiden vorzugsweise der Vater, wie Zeus den Rö
mern Jupiter, d. i. gott vater, und fulgurator, to-
nans, tonitrualis. Beim anhören des donners sagt
noch heute das volk in Oberdeutschland: der him-
meltatl, der himmelvater zürnt. Der germani
sche Donar war aber zugleich ein auf dem hohen
berge wohnender, wie Zeus äy.QLog, ein Fairguneis
und Perkunas, was ich anderwärts auseinanderge
setzt habe #). Hierzu tritt noch etwas fast entschei
dendes: der nordische Thorr führt auch den namen
*) deutsche mytb. 113 ff. Altd. blätter 1. 888.
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