© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 317
hinreicht ins Waldekische und Westphälische? An
der Diemel scheint es unbekannt, und gegen wes
ten wird es sich über das Ziegenhainische hinaus
in das Darmstädtische auch nicht weit erstrecken, es
darf mithin als eigentlich hessisch, in dem Fulda und
Schwalmgebiet vorherrschend, bezeichnet werden. An
der Diemel und Weser wird nur das gewöhnliche
vader, var vernommen; auf dem Vogelsberg be
ginnt ein ganz anderes wort, das sich bis in den
Spessart und über die Rhön nach Franken zieht;
knenn, knän für vater, ellerknenn, ellerknän
für grossvater, ein auch der altern Schriftsprache be
kannter ausdruck, mhd. ge nenne, ahd. kinam-
no, d. h. cognominis, qui ejusdem nominis cum alio
est, was freilich vom bruder so gut wie vom vater
gelten dürfte, in jenem dialect aber auf den letzten
eingeschränkt wird. Ich komme nochmals auf heite
oder häte zurück; es findet sich, meines Wissens,
ausser den Hessen, nur noch bei einem einzigen an
dern deutschen volksstamm, bei den Westfriesen in
Holland, z. b. bei dem bekannten Gisbert Japix in
der form heit oder heite, vgl. Wassenbergh idiot.
fris. Leuwarden 1802 p, 40. 41; nicht aber unter den
eigentlichen Niederländern, auch nicht in der Schrift
sprache irgend eines älteren deutschen dialects. Merk
würdig genug. Die berührung der Chatten mit den
Bataven ist bekannt, doch die Friesen unterscheiden
sich immer von den Bataven. Hier aber sehen wir
ein chattisches wort (ich zweifle nicht, dass haite,
hete ein solches war, da es sich noch jetzt genau
in den bezirk des alten Chattenlandes einschliesst)
nur noch als ein hessisches. Vergleichen Hesse sich
höchstens das goth. aithei, ahd. ei di, mhd. eide,
das jedoch mutter bedeutet und der aspiration ent
behrt. Hennebergisch und wol weiter thüringisch äte
(vater) ohne aspiration, Schweiz, ätte, gotfi. atta.
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