Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 221
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herziehen. Anderwärts habe ich den doppelten Sinn des
Wortes Wanderer selbst darzulegen gesucht; bald be
zeichnet es einen Gott, der die Welt zu prüfen kommt,
bald den armseligen Pilger und das bestätigt genau, was
oben von der Jakobsstraße angeführt wurde, daß sie näm
lich bald die Straße der seligen Geister und Engel, d. h.
die Milchstraße, bald aber die der Erdenpilger, d. h.
die Jrmenstraße andeute, so daß sich allenthalben der bey
den Straßen innige Verwandtschaft klar erkennen laßt.
Nun fallt aber noch ein neuer Lichtstrahl in die Dunkel
heit der Mythen, die, so verschieden sie aufgewachsen sind,
gleichen Ursprung haben. Hermes wird in der griechi
schen Fabel in die Erklärung der himmlischen Milchstraße
verflochten. Hermes aber ist der Götterbote, der nicht
bloß die verfahrenden Seelen mit seinem Stabe, d. i.
Wanderstabe, geleitet, sondern auch ein Schützer und
Pfleger der Erdenstraßen, darum ferner der aus ihnen wan
dernden Reisenden, Armen, Bettler und Vagabunden war.
Beydes fließt aus derselben Ursache, daß er tvo$io< y Dieb-
Helfer und selbst Dieb seyn mußte, den Heerstraßen so
wohl als dem Gesindel der Landstürzer, Räuber und Die
be vorstand. Was sind also die Hermen (an
ders, als seine an offenen Landwegen errichteten Bild
säulen, genau unsere Jrmensäulen? 70) Jetzt erst
ist es erlaubt, an eine namentliche Vergleichung des
Irwin mit EpfAYi; zu denken, die auf keiner Erborgung
jenes aus diesem beruht, sondern tiefere gemeinschaftliche
Ursprünge beyder voraussetzt. Die Pyramiden endlich
70) Nicht zu vergessen, daß die handlosen Hermen
(gl. Isidori: heim ul a statua sine manibus) gleich un
sern Wegesäulen das Bild aus seiner Bewegung in
das steife , schlichte Holz übergehen lassen.