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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 221
oder Vitellianns, von dem matt, wie er hierher gekom
men , nicht naher anzugeben vermag, unermangelt zu er
läutern. Bey Ermingstrat muß ich den Gedanken an Her
mes vorerst noch ablehnen, obgleich Jul. Cäsar VI. 17. von
den Galliern bestimmt versichert: Deurn maxime Mer*
c u r i u m colant, hone viarum atque itinerum
dncem arbitrantur, und Mercur den Alten für den
Götterboten, der vom Himmel zur Erde wandelt, galt.
Warum findet sich hier aber in keiner Variante die genaue,
ausdrückliche Schreibung seines Namens? warum nie die
den Römern weit geläufigere Form Mercurius? und ha
ben sie sonst dergleichen, mit historischer Gewißheit von
ihnen angelegte, Heerstraßen je nach dem Gott, oder an
dern Göttern, da ja auch Apollo ein bauender gewesen,
benannt oder nicht vielmehr stets nach dem Kaiser, Con-
sul oder Baumeister? Die Ableitung germanischer Sagen auS
griechischen und römischen überhaupt hat nur ihre halb-
wahre Seite, die nicht falsch verstanden werden darf. Der-
gleichungsweise nämlich kann sie vollkommen wahr seyn
und unsern Blick erweitern helfen, eine wirkliche Abstam
mung möchte sich nur selten erweisen lassen. Zeiten, Rau
me und Wesen sinken in der ursprünglichen Mythologie
zusammen, z. B. nicht bloß Zeus mit Odin, sondern auch
Zeus mit Apollo und Odin mit Thor; es halt sehr leicht
solche allgemeine Sätze, wie auch in der Geschichte der
Ursprache, überall wahrzunehmen. Sie haben aber gar
kein Verdienst, so fern sie nicht im Stande sind, die ganze
lebendige Reihe aller Mittelglieder nachzuwei
sen, ohne welche, um in dem Beyspiel zu bleiben, der
griechische Zeus eine individuell vom nordischen Odin un
terschiedene Natur bleiben würde. Hiernach bestimmt sich
der Werth jeder mythischen Untersuchung insgemein, aber
auf den Falt der vorliegenden angewendet, scheint mir
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