über schule Universität academie.
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nachtheilig wirken, weil eine ablehnimg des antrags als härte, der man gern
ausweicht, erscheinen würde. Keine bedeutende fähigkeit wird dem ge
schärften blicke vieler und kundiger Wähler entgehen; dafs wir in unsrer
academie bei vornahme der wählen ordentlicher mitglieder auf die hauptstadt
und die nähe Berlins beengt sind, mufs für einen empfindlichen übelstand
gelten, den die uneingeschränkte wähl auswärtiger mitglieder und correspon-
denten lange nicht aufwiegt, unter örtlichen rücksichten oder landschaft
lichen bedingungen mögen besondere gesellschaften nicht verkümmern, sogar
gedeihen; einer academie der Wissenschaften schadet, dafs ihre freie wähl
nicht einmal auf alle Preufsen, geschweige auf alle Deutschen gehn kann,
wie es doch längst hergebracht und bewährt [ist, lücken der Universität aus
dem gesammten Deutschland her zu füllen. Erforderlich aber wäre, dafs
dann auch die mittel der academie ausreichten, um allen erwählten, ohne
den zwischentritt andrer zugleich übernommner ämter ihre äufsere Stellung
und die ganze ruhe der arbeit zu sichern.
Dafs einmal solche schranke falle, hat der verlauf der zeit im stillen,
die anders gewordne öffentliche Stimmung durch mehr als ein lautes Zeichen
schon eingeleitet, wenn, was niemand leugnet, die Wissenschaft selbst allen
Deutschen gemeinschaftlich ist, wie sollten deren Vertreter es nicht sein?
würde jede wissenschaftliche academie des ihr anklebenden örtlichen ledig,
so könnte sie die anhänglichkeit an unser grofses, aus langen geburtswehen,
wie alle guten hoffen, endlich erstehendes Vaterland wärmer hegen und näh
ren. Erst eine deutsche academie, dann das reinste bild unsrer Wissenschaft,
würde mit ganz anderm gewicht einer fremden nationalacademie gegenüber
stehn, als jetzt unsre, gleich uns selbst, zersprengten academien miteinander.
In der menschlichen seele glimmen alle Wissenschaften und können
unmittelbar aus ihr zur flamme aufscblagen. aber der genügsamen beschau-
lichkeit indischer waldeinsiedler hat sich die weit längst entrückt und unab
lässig gestrebt ein aus der Vorfahren hand empfangnes, in sich wucherndes
erbe der hand der nachkommen zu überliefern, wie es nur durch eine frei
und unabhängig waltende, vollkommen tolerante, gesellige doctrin und selbst-
leitung geschieht, möge sie academie zu heifsen fortfahren, oder zu höherer
entfaltung ihrer ziele emporgetragen sich auch einen neuen namen finden.
Die gedanken des Verfassers, wie man erwarten kann, diesmal zunächst
bei der academie stehend musten von ihr auf die Universität, von der univer-