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Jacob Grimm
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regten auch anderwärts nur zu geistlosen, mit der gelehrsamkeit spielenden
gesellschaften voll tödlicher langweile an, bis endlich Ludwig des XIV (von
Richelieu 1635 gestiftete, schon seit 1629 als privatverein hervorgegangne)
academie besser und stärker anschlug, denn nun wollten gleich ihm andere
fürsten und könige ihre academien einführen und unterhalten. Alle deut
schen academien haben höfischen Ursprung und französischen Zuschnitt, wäh
rend jene nach italienischem muster voraus gegangnen nur Privatgesellschaf
ten, wiewol vorherschend der gebildeten und vornehmen weit waren. All-
mälich haben die höfe der gelehrten überdrüfsig den geschmack an der
academie wieder verloren, w r ofür sich ein nationales ihre fortdauer verbür
gendes element in ihnen kund that. Den academien kommt zu statten, dafs
sich der Zeitgeist längst und immer stärker zu vereinen hinneigt, deren unmit
telbare thätigkeit von natur wärmer ist, als sie der Staat aus seinen mittein
an zu fachen oder zu nähren vermag oder auch immer lust hat. Spanien und
Frankreich ertragen nur eine einzige academie, wir in folge unsrer Zerrissen
heit, und Italien aus gleicher Ursache, besitzen ihrer eine ziemliche und fast
überflüssige anzahl.
Man mufs es eingestehen, dafs auch auf der höhe nationaler academien
tonangebend immer noch die französische stehe und und unter allen die ein-
flufsreichste sei; niemand in Frankreich wird ihr einen rang streitig machen,
der sie über alle französischen Universitäten erhebt. In England dagegen hat
die academische thätigkeit weniger tief gewurzelt und die Universität mehr
ansehen behauptet.
Ich wende meinen blick auch hier von allen fremden Vorbildern ab
und suche in das innere wesen der academien, wie es sich nun in Deutsch
land klarer bestimmt und festgesetzt hat, zu dringen.
Sie sind freie unabhängig gestellte vereine von gelehrten männern an
der spitze der Wissenschaft; über ihnen schweben kann nur die unmefsbare
geistesgröfse einzelner, auch im wissen und in der erkenntnis voran gehen
der menschen.
Schon weil jüngerer Stiftung sind sie kirchlichem einflufs, selbst in
catholischen ländern entzogen, welche versuche auch gemacht worden seien
ihm gellung zu bereiten. Doch getraue ich mir in einem punct, über welchen
hinaus das gleichnis alsbald hinken würde, sie mit einer richtung des kirch
lichen lebens selbst zu vergleichen, es zieht an, unter den verschiedensten