Full text: Über Schule, Universität, Academie

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Jacob Grimm 
DIE UNIVERSITÄT. 
Von der niederen zur höheren schule besteht ein oft unmerklicher 
Übergang, vom gymnasium zur Universität kein fortgang, sondern ein Sprung, 
beide anstalten sind fast in allem anders, und nicht zu geringem schaden aus 
geschlagen ist es immer den gymnasien, wenn man sie zu universitätisch, den 
Universitäten, wenn man sie zu gymnastisch einrichten wollte. 
Natur und wesen der Universität sind in geistreichen abhandlungen wie 
derholt erörtert und so treffend beleuchtet worden, dafs ich mich auch hier 
kurz fassen will und nur einzelne beobachtungen zufüge. Die geschickte der 
letzten fünfzig jahre wird bezeugen, dafs die Universitäten immer ein heiliger 
herd der Vaterlandsliebe wie deutscher gesinnung waren und blieben; wenn 
unsre feinde ihren ärger ausschütten wollen, so schelten sie unser edelstes 
streben professoren politik und Studenten renommisterei, wir aber kümmern 
uns ihrer nicht und weichen keinen schritt vom rechten weg. das geschieht 
oft in der weit, dafs die aus erkenntnis hervor gehende, den nicht wissenden 
unglaubliche Willenskraft unglimpf erleide. 
Die Universität hat ihren ersten im mittelalter empfangnen Zuschnitt 
oder anstrich viel weniger verwunden als das gymnasium seinen scholasti 
schen, von ihrer grundeinrichtung in facultäten an bis auf die allerjüngst, 
unbillig und dem Zeitgeist zum ärger aus der plunderkammer hervor gelangte 
professorentracht. 
Doch das meiste von diesem altfränkischen ist äufserlich und wird bald 
einmal ganz abgeworfen sein, innerlich haben sich die deutschen Universitä 
ten, den fremden gegenüber, frisch und in so sichtbarem fortschritt erhalten, 
dafs jene nebendinge ihnen keinen abbruch thun, und sie aus sich selbst im 
mer neue kraft und lebensfähigkeit gewinnen. 
Die Universität, wenn schon zuerst entlehnt, ist eine eigenthümlich 
deutsche pflanzung geworden, die auf fremdem boden nicht mehr so gedeiht, 
hier treffen alle kennzeichen der deutschen volksart zusammen, innere hist 
zur Wissenschaft, eifriges beharren, unmittelbares nie ermüdendes streben 
nach dem ziel mit hintansetzung eitler nebenrücksichten, treues erfassen, 
unvergleichliche combinationsgabe. aller andern bist vergessend sitzt der 
deutsche gelehrte froh über seiner arbeit, dafs ihm die äugen sich röthen und
	        
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