über schule Universität academie.
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hergäbe, dafs nirgend sonst so anständig, reingewaschen und wolgefällig ein
hergeschritten werden könnte; doch zugleich mit dem gefühl, gewisse stellen
und Wendungen würde die heimische immer mit gröfserer wärme und Wahr
heit ausstatten, weil sie bei jedem zug sich ihrer lebendiger bewust bleibt
und dies bewustsein in anwendung eines fremden idoms unausbleiblich sich
erkältet, ein heutzutage latein schreibender oder redender ist in gefahr ge-
rade da aus dem ton zu fallen, wo ihm die sichtbarste fülle classischer re- PlfKei ™ MAO ™
densarten fliefst und zu gebot steht.
Wir gewahren nicht einmal, sondern zehnmal, dafs alle erfolge, auch
in der literatur, am ende doch nur mit eignen waffen erfochten sein wollen,
und führt uns etwas diese Wahrheit zu gemüt, so ist es die geschichte der
deutschen dichtkunst seit hundert jahren. Kein zweifei dafs, als eine fri
schere bewegung sich zu äufsern anfleng, sie damals von deutschen Hellenisten
und Romanisten am lautesten in zweifei gezogen und verspottet wurde, vor
ihren äugen lag neben jener classicität die einheimische barbarei so dicht
dafs ihnen, bei der ehrlichsten meinung, im voraus anstofs geben muste,
was nicht lange hernach glänzend sich bewährte. Jetzt besitzen wir gedichte
von Göthe, deren gehalt wie form in einer lateinischen oder griechischen
Übertragung ungefähr ebenso untergienge oder geschwächt erschiene, wie die
eines classischen gedichts in jeder Verdeutschung, weil nur ein in der dich-
terseele selbst aufgestiegnes original originell zu bleiben und allen gedanken
und Worten freie gewähr und vollen einklang zu lassen vermag. Das ist der
auf allem vaterländischen ruhende segen, dafs man mit ihm grofses ausrichten
kann, wie beschränkt seine mittel scheinen oder gar seien; ein stück haus-
backnen brotes ist uns gesünder als der fremde fladen. darum hatten begabte
dichter des sechzehnten jahrhunderts z. b. Eobanus Hessus ihre kraft ver
geudet als sie zur lateinischen spräche griffen und ihre ungebildete heimische
zu bilden verschmähten; deutsche verse von ihm vmrde man noch heute le
sen, seine sylvae, bucolica und heroides liegen in Vergessenheit. Zuletzt wird
jeden dichter und jedes volk die geschichte nicht danach beurtheilen, was sie
sich von andern anzueignen, nur danach was sie selbst hervor zu bringen im
stände waren.
Wende ich diese gedankenfolge an auf die uns vorliegende frage, so
wird zu antworten sein, dafs die zeit zwar uneingetreten scheint, in welcher
die classischen sprachen auf der schule da weichen müssen, wo die einhei-
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