über schule Universität academie. 7
Der heidnische glaube der alten weit wurzelte volksmäfsig, man könnte \0j. QQJ-
sagen durch eine stille macht der Überlieferung in den gemütern, und be
durfte nicht für die grofse masse, nur für eingeweihtere der lehre und des
ausdrücklichen bekenntnisses; alles andere wissen wuchs neben ihm frei und
unabhängig empor. Die christliche kirche dagegen w r ar yon anfang und zu
allen Zeiten eine lehrende, die nicht blofs ihren glauben streng einzuprägen,
sondern auch jegliche Wissenschaft zuletzt auf ihn zu beziehen trachtete, je
straffer ihren zügel sie anzog, desto strenger pflegte sie erziehung und öffent
lichen unterricht zu leiten und auf allen gebieten menschlicher erkenntnis im
hintergrund eine mauer zu errichten, vor welcher still zu stehen geboten,
die zu überschreiten untersagt war. Das christenthum that durch seine milde
wärme dem innern menschen Vorschub, machte ihn also für das wissen an
sich empfänglich; allein die leiter der christlichen gemeinde hemmten und
beschränkten diese wolthätige Wirkung, sie führten eine reihe dunkler jahr-
hunderte herauf, in denen sich keine freiere menschlichkeit entfaltete. Konnte
auch im geleite der kirche und von ihr geschützt die Wissenschaft eine strecke
des wegs zurück legen; allmälich begannen beide sich zu scheiden und feind
selig einander entgegen zu setzen, die Wissenschaft will nur glauben was sie
weifs, die kirche nur wissen was sie glaubt. Nie hat es die kirche gescheut
und unterlassen aus ihrer geringschätzung alles menschlichen erkennens ge
genüber den von ihr verfolgten zwecken ein hehl zu machen, und mit sol
chem ausspruch, wenn er gälte, fiele die Wissenschaft zu boden. Dem tode
verfallen sein ist unserm leib, nach dem ewigen gründe des wissens zu drin
gen ist unserm geist voraus bestimmt, die kirche will aber allein beseligen
und bietet der menschlichen auf zahllosen wegen zur erkenntnis gottes vor
strebenden natur trotz. Nach dieser durchgehends verfochtenen ausschliefs-
lichkeit der kirche musten alle von den beiden, die auch am schieier gelüftet
hatten, eingeschlagenen mittel wo nicht verkehrt, doch unzulänglich bef|n- | LL
den, jede rückkehr zu den die vorweit schon erregenden und befruchtenden
gedanken auf einem gewissen punct für ketzerei verschrien werden, bis end
lich eine solche ketzerei zu ewiger ehre unsers Vaterlandes durchschlug. Die
reformation verhält sich zur catholischen kirche fast wie das christenthum
seines Stifters und der apostel zu dem glauben der eifernden jüdischen prie-
ster, und alle heilsamen folgen der glaubensreinigung musten der ganzen
weit, ja wider ihren willen und in weiterer ferne selbst der alten kirche zu
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