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haftes Beispiel kann das berühmte reiterlied in Wallensteins lager abgeben,
an dessen stelle ihm Göthe ein anderes, mehr im ehmaligen Volkston gedich
tetes entwarf (*); mit richtigem tact hielt aber Schiller das seinige, dem ton
seiner dichtung angemessene fest, die menge, auf die ein schönes gedieht
einwirkt, will es gerade mit allen neuen vortheilen genieszen und ist den
alten zu entsagen bereit.
Schiller ist und bleibt hauptsächlich auch darum populärer, weil,
nach seinem oben dargelegten vorrang, seine Schauspiele dramatisch mehr er
greifen und auf der bühne öffentlich wirken, weil sie die rechte und frei-
heiten des volks sichtbar darstellen und weil seine lieder die würde unserer
natur erhebend allen menschen die brust erwärmt und ideale bilder des le-
bens geschaffen haben, er ist zum hinreiszenden lieblingsdichter des volks
geworden und geht ihm über alle anderen.
Nach dieser hinter dem was gesagt werden sollte zurück gebliebnen
Betrachtung seiner unvergänglichen gedichte ist übrig einen blick auf sein le
ben, auf seinen rühm und die ausgabe seiner werke zu werfen.
In stürmischer ungebändigter jugend konnte neben hochstrebender,'
freudiger entfaltung aller seelenkräfle auch manche harte stunde des unmuts
und der entsagung über ihn kommen, einmal im gedieht auch ich war in Ar
kadien geboren überwältigt ihn die klage:
da steh ich schon auf deiner finstern brücke,
furchtbare ewigkeit!
empfange meinen Vollmachtbrief zum glücke,
ich bring ihn unerbrochen dir zurücke,
ich weisz nichts von glückseligkeit;
und wer kann rührender klagen? anderwärts sang er:
erloschen sind die heitern sonnen,
die meiner jugend pfad erhellt,
die ideale sind zerronnen,
die einst das trunkne herz geschwellt.
aber diese empfindungen vermochten nicht auszuhalten, bald musz alle quäl
von ihm gewichen sein, und wie die schatten entfliehen, neue heilerkeit in brei-
(*) Boas nachtr’age zu Schiller 1, 538.
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