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tesern geworden wäre, steht kaum zu ermessen, nach dem eben vom deut
schen Stoffe gesagten, nach der langsamkeit, womit er über diesen entwür
fen brütete, aber läszt sich annehmen, dasz uns weit ein gröszerer Verlust
betroffen hätte, wenn Wallenstein liegen geblieben wäre.
Zum Wallenstein hat ihn auch Göthe mit rath und that ermuntert, wie
er ihn nachher bei allen seinen späteren arbeiten unterstützte. dieser
mächtige geist, dessen Überlegenheit zu fühlen und anzuerkennen Schillern
gar nichts kostete, so sehr ihm anlag seine eigne, besondere natur fest zu
halten, war von grund aus ein andrer, verschiedner. Göthe gab sich lieber
der behaglichen erzählung hin, als dasz es ihn auf tragische anhöhen getrie
ben hätte und selbst in seinen dramen, die einem solchen ausgang entgegen
geführt werden, hört man nicht so oft den boden schüttern und dem Schlüsse
nahe das gebälk der fabel erkrachen, als es der tragödie gemäsz gewesen
wäre, schon im Götz, der ersten aller seiner groszen conceptionen, die los
gelassen ist und ungezähmt gleich den räubern, wohnt viel ein milderes,
schöneres masz, und drei oder vier Umarbeitungen, die der dichter zu ver
schiedner zeit damit vornahm, um das werk bühnengerecht zu machen, die
ser fortgesetzte, jedesmal anziehende versuch des umgieszens bezeugt es,
wie schwer Göthe von den undramatischen bestandtheilen abliesz, deren das
stück voll war, das sich auch nicht auf den bretern behaupten konnte,
nicht eben anders sind im Egmont, den Schiller einmal unschönem! für das
theater Zuschnitt, die auftritte aneinander gereiht, und Tasso , an empfm-
dungen des dichters so reich und in dessen innerstes blicke werfend, hat nur
schwach wirkende dramatische handlung, in der Iphigenie ist sie bedeutender
und wie mild glänzt der dichtung schlusz. in derEugenie hingegen folgen die
einzelnen scenen unverflochten hintereinander und kein anderes werk Göthes ist
kälter aufgenommen worden, obschon es die fülle von wahren betrachtungen und
empfindungen über die Weltlage enthält, es sollte weiter fortspinnen und der
plan liegt uns vor, die ausführung unterblieb ; einige kleinere, ältere stücke,
die mitschuldigen oder die geschwister sind dramatischer entwickelt, ganz
seinem epischen trieb überliesz sich Göthe in Hermann und Dorothea oder
selbst im Reineke, welchem das gangbare niederdeutsche gedieht überall
grundlage bot; unausführbares zu wagen war sonst des dichters sache nicht,
nur dasz er eine Achilleis begann, die beim ersten gesang stehen geblieben
ist und von der man sagte, dasz sie keinen vers enthalte, den Homer hätte