Full text: Von Vertretung männlicher durch weibliche Namensformen

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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 214 
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flexion, wenigstens die Wortfügung beide geschlecbter. bei deutschen schelt- |ra*tvfe.‘nc3LY^tYi s. 
Wörtern darf bis auf heute weibliche construction stattfinden, man musz aber 
annehmen, dasz zur zeit seines Ursprungs jedes weiblich gedachte wort nicht 
allein weiblich gebogen sondern auch construiert wurde, männern weibliche 
namen oder umgedreht weibern männliche beizulegen war ein poetischer, iAtvüfay 
phantasieyoller trieb der spräche, dessen Wirkung sie späterhin wieder aufzu- 
heben trachtete, so giengen die yolksnamen Dahae und Chattae voraus, die 
späteren formen Daci und Chatti waren prosaischer, practischer, die Ursache 
aber zu erkennen oder zu entdecken, weshalb die spräche in einzelnen Wör 
tern oder wortreihen sich für die anomalie entschied, wird schwierig sein 
und von noch fortgesetzter prüfung abhängen. die abwesenheit weiblicher auf 
männer gezogner thiernamen bei den Griechen, dünkt mich, steht eben da 
mit in Zusammenhang, dasz nom. und gen. ihre weibliche form yerleugneten 
und eine grosze menge von appellativen entsprang, in denen es beinahe un 
möglich sein wird das walten einer geschäftigen einbildungskraft des sprach- 
geistes nachzuweisen, wie aber könnte entgehen, dasz das gr. das 
nordische tretelgja und russische drevodjelja denselben begrif weiblich aus- 
drücken, der in tiovgyog oder in holzarbeiter, holzspalter männlich auftritt? 
ein barer gegensatz zwischen mann und weib soll dadurch nicht ausgedrückt 
sein, vielmehr irgend eine abstraction des geschlechtsverhältnisses. 
7) der philologie musz daran liegen, die wunderbare, nirgends ent 
lehnte, sondern in geheimer werkstätte der menschlichen sprachen gezeugte, 
bald stärkere bald schwächere Übereinkunft solcher anomalen wortgänge zu 
beobachten, wenn irgendwo läszt sich auf dieser stelle der Ursprung des worts 
aus dem beinaraen und der Übergang des beinamens in den namen oder das 
appellativum deutlich gewahren, der mythologie zu gute kommen wird zu 
gleich das forschen, sobald sich die für den griechischen Hermes und die 
nordische Skadi gelieferten fälle der namenbildung vollends erschlieszen. 
jetzt nicht mehr. 
'da von tv> Ur .»10,34. 
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