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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 208
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neben ihr erglänzt der amrabaum wie ein bräutigam; im geheimen Vorgefühl,
dafs auch ihr geliebter unfern sei, begiefstsie die knospendemädhavipflanze,
die sich den amra zum geliebten erkor.
Amra ist der grofse mango, mangifera indica, ein prächtiger, über ganz
Indien verbreiteter bäum, dessen reiches laub, wolriechende blute und goldne
frucht allgefeiert sind; mädhavi, banisteria bengalensis eine schlanke w r eide
mit hochrothen blumen, von natur des amra braut und ihn umrankend. bei
Bopp mädhavi, planta repens, Gärtnera racemosa. es versteht sich, dafs in
der grammatik wie in dem Volksglauben, amra männlich, mädhavi weiblich
ist. Nicht anders gilt vata , ficus indica, in Bengalen bat und niagrödha ge
nannt, für männlich und bräutigam der w eiblichen pippala ( 1 ); hier könnte,
da meines wissens eben bei den feigen gesonderte geschlechter Vorkommen,
taitoa&eine Vermählung des vata und der pippala der natur abgelauscht sein. Oft
wird aber auch die tamarinde, w r örtlich die indische palme (tamar hindu), als
braut des mango oder anderer männlicher bäume, ja sie wird als braut von
jünglingen angesehen ( 2 ).
Im asiatic journal von 1825 findet sich ein indisches märchen, aus
dem folgende zöge hierher gehören, ein könig, dessen sieben söhne ver
mählt werden sollten, liefs auf eines w’eisen mannes rath sieben bogen mit
sieben pfeilen herbei bringen und befahl jedem sohn, die pfeile nach verschie-
nen seiten abzuschiefsen und da, wohin der pfeil geflogen sei, sich eine ge-
mahlin zu suchen, wie sonst federn aufgeblasen werden und der richtung, die
sie nehmen, nachgefolgt wird, so geschah nun auch, sechs pfeile waren ent
sendet, die königssöhne hinter ihnen hergezogen und bald auf die spur der
ihren bestimmten gemahlinnen gekommen; der pfeil des jüngsten sohnes
blieb aber in einer tamarinde stecken, worüber das ganze königreich in grofse
( f ) Lassen ind. alterthumskunde 1, 258.
( 2 ) in einem Zwiegespräch zwischen Jama und seiner Schwester Jami, als sie ihn ver
leiten will ihr beizuwohnen, wogegen er sich aus sittlichen rücksichten sträubt, sagt sie
zuletzt: grausam bist du grausamer Jama, nicht also hatte ich dein herz, deinen sinn er
kannt, eine andere wahrlich wird wie mit einem gurte dich bindend dich umfangen, wie
die Schlingpflanze den bäum, und er antwortet: einen andern wirst du, ein andrer wird
dich umfangen, wie die Schlingpflanze den bäum. Rigveda 7. 6. 8. 3—4. das für Schling
pflanze hier gebrauchte wort ist libudscha, welches Jäska im commentar umschreibt durch
vratati (Wilson a creeper, kriechend und schlingend.)