Full text: Rede auf Lachmann

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darzustellen, der freilich enge mit seinem öffentlichen und sittlichen leben 
zusammenhängt. 
Lange, bis es nun zu spät war, hatte ich aufgespart ihm selbst nähe 
res über seine Braunschweiger Schulzeit abzufragen, und weifs blofs, dafs 
er unter dem tüchtigen Heusinger mit gründlichen philologischen kenntnis- 
sen ausgestattet, in ihnen frühe zu schalten begann und bald Ireif zur Univer 
sität entlassen werden konnte. Mir entgeht auch, ob er bereits daheim zur 
englischen spräche geleitet war, von der ein Übergang, vielmehr rückurnweg 
zu dem uns am nächsten liegenden Studium der muttersprache manchen er 
leichtert wird, weil sie starke anklänge an unser alterthum bewahrt, die uns 
selbst heute verklungen sind, auch die italienische mufs er frühe genau ge 
trieben haben, wie ich aus seiner späteren belesenheit in ihr, und nach ih 
rem metrischen gehalt, der ihm zusagte, schliefse. Öfter als anderswo 
mochte in Braunschweig die rede auf Lessing gefallen und die erinnerung 
an ihn lebendig gewesen sein, dessen werke einmal würdig herauszugeben 
Lachmann bestimmt war. 
Zu Göttingen, wo er anfangs theologie studieren w r ollte und studierte, 
von der aber schon viele ab zur reinen philologie verlockt, worden sind, 
hörte er eifrig bei Heyne und Dissen; unter aufstrebenden jünglingen verkeh 
rend mit Lücke, Bunsen und Ernst Schulze, dem dichter der jetzt beinahe 
vergessenen bezauberten rose, an welcher ihm der leichtfliefsende versbau 
sehr behagte. Hervor zu heben ist aber der nachhaltige eindruck, den ein 
andrer nur in engerem kreise erkannter lehrer dort auf ihn machte. Benecke, 
überhaupt der erste, der auf unsern Universitäten eine grammatische kennt- 
nis altdeutscher spräche weckte, war es, der in Lachmann den hernach zu 
lichter flamme aufschlagenden funken deutscher philologie zündete, und mit 
wahrer frömmigkeit hieng er seinem lehrer, den er bald überragte, fortwäh 
rend an, wie es die widmung derauswahl und die Vorrede zur zweiten ausgabe 
des Iwein schön kund thun; selbst von Beneckes halbenglischer stolzer Sprö 
digkeit schien etwas auf ihn übergegangen. Für den lehrer wie den Schüler 
erläutert aber jener fremdherschaft bleierner druck die trostreiche Zuflucht 
zu den vergrabnen schätzen heimischer spräche und dichtung, aus denen 
fühlbare frische anw r ehte und etwas, das in der classischen, wenn auch über 
legnen literatur nicht aufgieng, jedenfalls eine angestrengter forschung werthe 
und bedürftige uns vom eignen vaterlande selbst dargereichte gäbe, ver- 
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