Full text: Rede auf Lachmann

15 
Gotfried Hermann und Lobeck; mit Buttmann (dem vater, dessen griechische 
grammatik er auch in den späteren ausgaben pflegte), mit Meineke und 
Bekker hielt er enge, aufgeweckte Freundschaft, mächtigen einflufs auf ihn 
übten Niebuhr, zumal Schleiermacher, in dessen letzten lebenswahren er 
vertraut mit ihm gewesen sein mufs, mehrmals erzählte er mir bewegter 
als gewöhnlich von dem flatternden, weifsen haar, in dem Schleiermacher 
rüstig die Berliner strafsen durchschritten und wie ihn das gerührt habe: 
nun ruhen sie beide dicht nebeneinander. 
Was von Lachmanns eigner Sinnesart, von seinem privatleben soll ich 
hier hervor heben? Wer ihn genauer nicht kannte, dem mochte er herb 
und verschlossen erscheinen oder abstofsend, er war mildherzig, weich und 
voll liebe, allen Umgang, der seinem ernsten wissen nicht fruchten konnte, 
hielt er von sich, und schwer fiel es die einmal bei ihm verscherzte gute 
meinung herzustellen, an abgeneigtheiten gebrach es bei ihm nicht, wenn 
nach hochtrabenden w r orten seichtes oder abgethanes sich wollte heraus le 
gen, pflegte ihm ein vorwurf der absurdität zu entfahren. Im vertrauten 
kreise konnte er sich frohster heiterkeit überlassen und machte einer falschen 
deutung seines namens dann die gröfste ehre; es ist ein Zeichen guter men- 
schen herzinnig lachen zu können, oft, wenn er so in unhemmbarem schüt- 
tern sich ergofs, muste ich einer stelle seines Walthers gedenken, wo es heifst 
friundes lachen sol sin äne missetät, 
süeze als der äbentrot, der kündet luter msere. 
Aus dem alten Göttingen her waren seinem unfehlbaren gedächtnis noch ganze 
stücke der vorträge einiger professoren gegenwärtig, die er in stimme und 
gebärde vortreflich nachzuahmen wüste, wie seiner laune eine auswahl kost 
barer, auch wenn sie sich wiederholten, immer frisch bleibender anecdoten 
zu gebot stand, für geselligen Umgang gemacht und gestimmt war er in meh- 
rern vereinen ein wolgelittener praeses. Allen seinen freunden getreu und 
redlich wüste er gegen sie von keinem rückhalt und theilte gern und gradaus 
sein wissen mit. an beifall karg trat er, wo ihm etwas überhaupt misfiel, in 
nebendingen spitz lobend oder tadelnd hervor, so dafs man dadurch weder 
verdrossen noch befriedigt werden konnte, sein volles zustimmen wog desto 
schwerer. Von eigensinn war er nicht frei, durch keine Vorstellung konnte 
ich ihn bewegen das seine ausgaben der Nibelungen verunstaltende brechen 
der langzeilen aufzugeben: es lehrt nichts was man nicht schon von selbst 
AKV. SUOibTnt^cx-/ 
>ulyuy* kaJoGtvk 
r
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.