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abneigung die Überlegenheit der gothischen formen anzuerkennen nicht an
ders auszulegen. Der mittelhochdeutsche versbau wird aber auch noch
durch die reinheit des reims gestützt, welchen Lachmann bei jedem genauer
behandelten dichter in fleifsigen registern sammelte und zu triftigen Schlüs
sen nutzte. Man kann sich denken, dafs das princip des meistersangs in den
strophischen gedichten, hauptsächlich den lyrischen liedern und leichen,
aber auch der strophenbau in den Nibelungen, Gudrun, Titurel und sonst
seinen Studien bedeutsame haltpuncte gewährten.
Doch hieran genügte ihm noch nicht, verse und Strophen hinterlas
sen auf den hörer und beim vortrag im geleite von musik oder gesang deut
lich empfundnen eindruck. Seiner aufmerksamkeit entschlüpften aufserdem
andere mehr äufserliche und bisher unbemerkt gebliebne zahlenverhältnisse
nicht, nach welchen ganze gedichte in bestimmte, dem ohr unfühlbare glie-
der oder ketten, wenn dieser ausdruck passend ist, aufgiengen. Auch hier
bei hatte ihn wol zuerst eine in der griechischen dichtkunst gemachte Wahr
nehmung geleitet. In zwein seiner frühsten abhandlungen zerlegte er
sinnreich und gelehrt erst die melischen, hernach sogar die scenischen ge
dichte der Griechen in heptaden, ich glaube ohne sich den allgemeinen bei-
fall der classischen philologen zu erringen. Mit gröfserem glück wandte er
nun eine ähnliche entdeckung auf unsre mhd. gedichte an, indem er Wolf
rams beide gröfseren werke in glieder von dreifsig zeilen sonderte, bald
auch den Iwein in dreifsige, die Nibelungen und die klage hingegen in acht-
undzwanzige, folglich auch in heptaden, so dafs die vierzeilige Strophe sie
benmal sich wiederholte. mich verwundert zu sehn, dafs in der dritten
ausgabe, deren erscheinen um ein paar wochen Lachmann nicht mehr er
lebte, die klage nunmehr nach dreifsigen, statt vorher nach achtundzwan-
zigen zertheilt ist.
Nicht zu leugnen steht, die dreifsige empfangen durch das erste und
letzte glied im Iwein, noch mehr durch die Verzeichnisse der edelsteine und
ritter im Parzival 791. 770. 772, des Schlusses 827 und durch manches an
dere hier zu übergehende festen halt, und man kann nicht umhin anzuneh
men, dafs beim hersagen und aufzeichnen längerer gedichte auf solche die
poesie selbst unberührt lassende gliederungen irgend ein uns noch nicht
hinlänglich aufgeklärtes gewicht fiel, folglich die textcritik ihr augenmerk
dahin zu richten befugt ist. Gleichwol scheint es dabei nicht ohne gefahr
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