über den Ursprung der spräche. 3
muttersprache aufzuhelfen, die in der schule allenthalben frohndienste eines
unbefugten handlangers zu leisten hatte, geschweige ihr den dritten haupt
platz einzuräumen, obgleich, wie aus drei gegebnen puncten eine figur zu
bilden, aus den Verhältnissen dreier unter sich verwandter sprachen ihr le
bendiges gesetz zu finden ist.
Man hat das Sprachstudium vielfach und auch nicht ohne grund dem
der naturgeschichte an die Seite gestellt; sie gleichen einander sogar in der
art und weise ihres mangelhaften oder besseren betriebs. denn ins äuge
springt, dafs gerade wie jene philologen die classischen Sprachdenkmäler um
ihnen critische regeln für die emendation beschädigter und verderbter texte
abzugewinnen erforschten, so auch die botaniker ihre Wissenschaft ursprüng
lich darauf anlegten in einzelnen kräutern heilsame kräfte zu entdecken, die
anatomen in die leiber schnitten, um des innern baus sicher zu werden, auf
dessen erkenntnis nun die herstellung der gestörten gesundheit gestützt wer
den könnte, die Stoffe zogen als ein mittel, nicht für sich selbst an. All-
mälich aber bereitete sich eine änderung der ansicht und des Verfahrens vor.
Da es natürlich ist und durch alle erfahrung bestätigt w T ird, dafs die men-
schen an dem einheimischen, ihren äugen täglich dargebotnen vorübergehend
vom fremden und neuen stärker berührt und zur betrachtung gereizt werden;
so darf man wol behaupten, dafs durch reisen ins ausland, wie durch zufuhr
fremder, seltner pflanzen in unsre gärten die Übersiedelung vielfacher thier
gestalten aus fernen welttheilen nach Europa den Wissenschaften ein andres
gepräge aufgedrückt wurde und bei erforschung der gegenstände sie von je
nen practischen zwecken gleichsam abstanden und sich auf unbefangnere,
darum wissenschaftlichere Untersuchungen einliefsen. denn das ist eben wah
res Zeichen der Wissenschaft, dafs sie ihr netz auswerfe nach allseitigen er-
gebnissen und jede wahrnehmbare eigenheit der dinge hasche, hinstelle und
der zähesten prüfung unterwerfe, gleichviel w r as zuletzt daraus hervor gehe.
Die Sprachwissenschaft, wie mich dünkt, hat auf demselben weg, dessen be
treten die pflanzen und thierzergliederung ihrem engeren standpunct ent
rückte, und zu einer vergleichenden botanik und anatomie erhob, endlich
eben so durchgreifende Umwälzung erfahren. Ohne zw r eifel wurde durch
das von der kaiserin Catharina in den jahren 1787-90 veranstaltete Petersbur
ger Wörterbuch, wenn es auch auf noch sehr ungenügenden grundlagen auf
gerichtet war, Sprachvergleichung überhaupt wirksam angeregt und gefördert.
B