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Jacob Grimm
Der den Ursprung der spräche hüllende schieier ist gelüftet, nicht
vollends aufgedeckt. Es kann hier weder ausführbar noch mein zweck sein
alle oder die meisten beweise für die vorgetragene ansicht aus zu heben,* was
ein eignes schweres buch fordern würde, ich strebe nur die wesentlichen
grundlagen der Untersuchung hinzusteilen.
Nichts in der spräche, wie in der ganzen sie gleichsam auf ihren schofs
nehmenden natur, geschieht umsonst, alles, was ich schon oben sagte, aus
reichend ohne Verschwendung, einfache mittel richten das stärkste aus, kein
buchstab ursprünglich steht bedeutungslos oder überflüssig.
Jeder laut hat seinen natürlichen, im organ das ihn hervorbringt
gegründeten und zur anwendung kommenden gehalt. Von den vocalen
hält a die reine mitte, i höhe, u tiefe; a ist rein und starr, i und u sind
flüssig und der consonantierung fähig, offenbar mufs den vocalen ins
gesamt ein weiblicher, den consonanten insgesamt ein männlicher grund bei
gelegt werden.
Yon den consonanten wird l das linde, r das rauhe bezeichnen, wahr
zunehmen ist, dafs in vielen Wörtern der ältesten spräche r waltet, wo die
jüngeren l setzen, während das s der älteren dem r der jüngeren weicht,
niemals aber gehn s und l in einander über, entweder wollte der sprach-
geist eine entsprungne lücke ausgleichen, oder was richtiger scheint, beiderlei
r sind auch in der aussprache schon verschieden, jenes dem l naherein und
rollend, dieses mit s verwandte heiser und unrein.
Alle consonantverdoppelungen sind der ältesten spräche ab zu erken
nen, und erst allmälich durch assimilation verschiedner consonanten und
zumal häufig aus anstofsendem i entsprungen. Consonantlautabstufung, die
sich am aller deutlichsten und zu zweien malen in den Verschiebungen der
deutschen spräche ereignete, pflegt mit wundervollem instinct, indem sie
alle stummen laute verrückt, ihnen doch jedesmal wieder die rechte stelle
anzuweisen, haben irgendwo in der spräche naturtrieb und freie kraft zu
sammen gewirkt, so geschah es in dieser höchst auffallenden erscheinung.
Der Ursprache waren e und o fremd, wenn diphthonge und brechun-
gen dem zweiten Zeitraum, dem dritten umlaute und noch andere vocaltrü-
bungen gemäfs sind, so wird man dem ersten vorzugsweise fast nur kurze
vocale und einfache consonanten beizumessen haben.
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