über den Ursprung der spräche.
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der ihnen vorzugsweise geläufigen begriffe von frühe beilegen, wie sie uns
am bestimmtesten das prakrit gegenüber dem sanskrit bezeugt, aber in allen
alten sprachen sehen wir männliche und weibliche flexionen neben einander
unterschieden, was auf keinen fall ohne einflufs des frauengeschlechts auf
die sprachgestaltung selbst kann geschehen sein.
Aus dem Verhältnis der sprachen nun, welches uns über die Verwandt
schaft der einzelnen Völker sichereren aufschlufs darreicht, als alle urkunden
der geschichte es vermögen, läfst sich auf den Urzustand der menschen im
Zeitraum der Schöpfung und auf die unter ihnen erfolgte sprachbildung zu
rück schliefsen. dem menschlichen geist macht es erhebende freude über
die greifbaren beweismittel hinaus das zu ahnen, was er blofs in der Vernunft
empfinden und erschliefsen kann, wofür noch die äufsere bewahrheitung
mangelt, wir gewahren in den sprachen, deren denkmäler aus einem hohen
alterthum bis zu uns gelangt sind, zwei verschiedne und abweichende rich-
tungen, aus welchen eine dritte ihnen vorher gegangene, aber hinter dem
bereich unsrer Zeugnisse liegende nothwendig gefolgert werden mufs.
Den alten sprachtypus stellen uns sanskrit und zend, grofsentheils
auch noch die griechische und lateinische zunge vor; er zeigt eine reiche,
wolgefällige, bewundernswerthe Vollendung der form, in welcher sich alle
sinnlichen und geistigen bestandtheile lebensvoll durchdrungen haben. In
den fortsetzungen und späteren erscheinungen derselben sprachen, wie den
dialecten des heutigen Indiens, im Persischen, Neugriechischen und Roma
nischen ist die innere kraft und gelenkigkeit der flexion meistens aufgegeben
und gestört, zum theil durch äufsere mittel und behelfe wieder eingebracht.
Auch in unsrer deutschen spräche, deren bald schwach rieselnde, bald mäch
tig ausströmende quellen sich durch lange Zeiten hin verfolgen und in die
wagschale legen lassen, ist dasselbe herabsinken vom früheren höhepunct
gröfserer formvollkommenheit unverkennbar und dieselben wege des ersatzes
werden eingeschlagen, halten wir die gothische spräche des vierten jh. ge
gen unsre heutige, dort ist wollaut und schöne behendigkeit, hier, auf ko
sten jener, vielfach gesteigerte ausbildung der rede, überall erscheint die
alte gewalt der spräche in dem mafse gemindert als etwas anderes an die stelle
der alten gaben und mittel getreten ist, dessen vortheile auch nicht dürfen
unterschätzt werden.
Beide richtungen stehn einander keineswegs schrof entgegen und alle
sprachen erzeigen sich auf manigfalten, ähnlichen aber ungleichen stufen.
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