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Jacob Grimm
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 205
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und darauf antwortend dargestellt werden; nirgend ist gesagt, dafs eine erste
eröfnung dieses Verständnisses eingetreten oder nöthig befunden werden sei.
Doch schon zu Moses zeit beginnt sich gott ferner zu stellen, nur auf dem
berg zu erscheinen, nur in der wolke zu reden, aus welcher donner und
blitz fahren, ganz wie der donnernde Zeus im gewölk sich erzeigt, allmä-
lich pflegt er gar nicht mehr selbst, sondern der engel des herrn aufzutreten,
und bereits Moses gegenüber wird es einigemal zweifelhaft, ob ihm des
herrn stimme oder die seines boten erschollen sei. später redet gott zu den
menschen nur durch der weissagen und engel mund, deren höhere gäbe von
einem näheren Verhältnis zu gott abgeleitet werden könnte, wie die aus-
schüttung des geistes in der apostelgeschichte (10, 44-46) unmittelbar die
zungen löst( 1 ), daraus läfst sich aber der einfache Ursprung der längst be-
standnen menschensprache nicht begreifen, wenn man auch jenem ausgufs
über das bild hinaus die wirkliche eingebung menschlicher sprachpraxis bei
legen will, das buch, von welchem wir den namen der apocalypsis entneh
men, wurde zu Johannes durch einen engel des herrn gesandt, und der apostel
Paulus redet von zungen der menschen und engel, wie Plato den verkehr
(ofJLiXicc kol biaXenrog) zwischen göttern und menschen durch daemone vermit
teln läfst, aber alle Vorstellung von daemonen und engein ist in der natur
der weit unbezeugt, in der geschichte, so glaublich man sie zu machen ge
strebt hat, unbegründet.
Wie soll unsre Vernunft der menschlichen spräche Ursprung aus gött
licher Offenbarung, die doch nothwendig keine heftige inspiration, sondern
einfache rede gewesen und mittelst dieser rede weiter getragen sein müste,
fassen? waren die ersten menschen fähig gottes Worte zu vernehmen, d. h.
zu verstehn, so scheint es unvonnöthen ihnen eine spräche zu enthüllen,
die als jenes Verständnisses bedingung sie bereits besitzen musten. vorhin
jedoch haben wir erwiesen, dafs ihnen keine spräche anerschaffen war, folg
lich dafs sie gar nicht im bereich eines mittels standen, von welchem das
verstehn, dessen sie unerläfslich bedurften, abhieng. Die natur des menschen
war zur zeit der Schöpfung nicht anders als sie heute ist, sie vermochte le
diglich durch ihre sinne und die Vernunft, womit sie ausgestattet war, ein-
drücke zu empfangen, die auf anderm wege ihr gar nicht zu theil werden
( i ) auch die sage meldet, dafs die gäbe des dichte^s plötzlich über einen gekommen sei.