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Jacob Grimm
Tiroler und Friese werden einander gegenüber ihre rede zu verstehn mühe
haben, obgleich ihre urväter näher zusammen gestanden, einem und dem
selben volksschlag angehört haben müssen. Auch unter einander verstehen
den, ungeschieden lebenden menschen pflegen je nach geschlecht und indi-
viduum dennoch eigenheiten und abstände der spräche einzutreten, die
bald einen gröfseren umfang und vorrath von Wörtern, bald armut oder
mangel daran wahrnehmen lassen, so dafs ihnen insgesamt ihre spräche zwar
als gemeinbesitzthum, zugleich aber einzelnen als besonders zuständige aus
drucksweise erscheinen mufs, die von jener einförmigkeit thierischer stimm-
begabung himmelweit fern ist.
Nein, die spräche ist dem menschen weder angeboren noch anerschaf
fen und in allen ihren leistungen wie erfolgen kann sie mit der thierstimme
nicht gleichgesetzt werden; nur eins müssen beide mit einander einigerma-
fsen gemein haben, die ihnen unterliegende nothwendig durch den erschaffe
nen leib bedingte grundlage.
Jeder laut geht hervor durch eine bewegung und erschütterung der
luft, selbst jenes elementarische rauschen des wassers oder knistern des feu-
ers w r ar im gewaltsamen an einander schlagen der wellen, die ihren druck
auf die luft übten, oder im verzehren der brennstoffe, welche die luft er
regten, bedingt. Dem thier wie dem menschen sind Stimmwerkzeuge von
natur eigen, mittelst welcher sie in manigfache weise eindrücke auf die luft
bewirken können, deren unmittelbare folge ein regelrechter, gleichartig
wirkender schall ist. das thier bringt damit einzelne ähnliche laute wie der
mensch hervor, dieser vermag sie weit reicher und allseitiger zu entfalten,
das geordnete entfalten der laute heifst uns gliedern, articulieren und die
menschensprache erscheint eine gegliederte, w’omit das homerische beiwort
der menschen oi ixegoirsg, (xs^oirsg av3-goo7roi oder ßqoroi zusammentrift, von
fjLetgofjLai oder [xegi^uo, die ihre stimme theilenden, gliedernden, wesentlich
hängt aber diese lautgliederung ab von dem aufrechten gang und stand der
menschen ( r ), vermöge dessen sie die einzelnen laute ruhig und gemessen
vernehmen lassen können, während die thiere zur erde gebückt sind:
Z-tc bo^en £Vie/re*v
(*) selbst avSpooztos, mannes gesicht oder aussehn habend weist nach dieser aufrechten
Stellung des antlitzes. der erste theil des Wortes nimmt durch einflufs des P ein 0 statt
A an und gehört zu avyg uuBaog = skr. nri und nara, vir, homo. andere dachten an ccVüd
oeS‘gs7vy aufwärts schauen. '"äfcr ÄßU-idU . 0 -
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