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Jacob Gbimm
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Die gebräuche selbst werden so geschildert: wenn die witwe gebadet
und in reine gewänder gekleidet ist, fafst sie heiliges gras (*) und schlürft
wasser aus ihrer hand. dann schaut sie gen osten und norden, während der
brachmane das geheimnifsvolle wort om ausspricht; hierauf neigt sie sich
Näräyana und spricht das sankalpa aus: in diesem monat möge ich zu Arun-
dhati (gemahlin des Vasishtha) kommen und in Svarga (dem himmel) woh
nen; mögen die jahre meines wesens zahlreich sein wie die haare des mensch
lichen leibs, möge ich mit meinem gemahl die wonne des himmels geniefsen,
meine väterlichen und mütterlichen Vorfahren und die voreitern des vaters
meines gemahls heiligen und selig sein mit meinem herrn in den reichen der
vierzehn Indras, ich rufe zu euch, ihr hüter der acht welttheile, zu sonne,
mond, luft, feuer, aether, erde, wasser, zu meiner eignen seele, Jama, tag,
nacht und Zwielicht! und du gewissen, sei mir zeuge, ich folge meines ge
mahls leiche auf den Scheiterhaufen! Dann das sankalpa wiederholend wan
delt sie dreimal um den holzstofs, und der Brachmane spricht: om! lafs
diese gute frau, unverwitwet, gesalbt und klare butter haltend sich dem feuer
weihen! unsterblich, weder kinderlos noch gemahllos, geziert mit edlem
gestern lafs sie ins feuer eingehn, dessen element das wasser ist! ( 2 ) om, lafs
diese treue frau sich selbst rein und schön dem feuer übergeben mit der
leiche ihres mannes.
Der sohn oder ein andrer naher verwandter des verstorbnen zündet
darauf den holzstofs an.
l iQ friJtA Keine schwangere oder unreine darf ihn beschreiten. Stirbt und wird
ia e in Brachmana in der ferne verbrannt, so darf seine frau in der heimat nicht
einen zweiten Scheiterhaufen besteigen, wol aber ist dies der frau eines
Kschatrija gestattet; sie mufs dann etwas von des ferngestorbnen gatten ge-
räth, namentlich seine Sandalen auf ihrer brust zum feuer tragen.
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(*) herba pura, chrenecrüda, skr. kusa, poa cynosuroides, welche die Inder in heiligen
gebrauchen oft verwenden, durva agrostis linearis, ein anderes heiliges gras, entspricht dem
ags. torf cespes, ahd. zorba.
( 2 ) Rigveda VII. 6. 27. 2
ima narir avidWäh supatnir äriganena sarpis'ä samvisantu I
anasravo ’namivah suratnä äroharitu ganayo yonim agre ii
p diese frauen, unverwitwet, gute gattinnen heran mögen sie mit salbe und butter treten,
Qu<\ cKe. ytwMclj yirur. ohne thränen, ohne krankheit, mit ihrem schmuck die mütter zuerst den schofs betreten.
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