Full text: Über das Verbrennen der Leichen

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Jacob Grimm 
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dien verbreiteten Mahomedanern von selbst versteht. Wie also das verbren 
nen der leichen in Griechenland durch glaubensgenossenschaften beschränkt 
wurde, fällt ein noch gröfserer theil der einwohner Indiens zu den einfach 
begrabenden, im Mahäbhärata 1,3616 ist ausdrücklich unterschieden zwi 
schen todten die verbrannt, begraben und eingescharrt sind. 
Des leichenbrandes thun die gesetzbücher von Manu und Yäjnavalkya 
verschiedentlich erwähnung. Manu 5, 167 Yäjn. 1,89 verordnen, wenn der 
gatte die gattin im feuer verbrannt hat, nehme der Vorschrift gemäfs er eine 
andre gattin und andres feuer. Einstimmig mit der römischen gewohnheit 
soll nach Manu 5, 68 ein kind unter zwei jahren in reiner erde begraben 
werden, nach Yäjn. 3,1 soll man es begraben und keine wasserspende dazu 
vollziehen. p. ^40 
Der sterbende, wenn ein Südra, wird auf ein bett von kusagras, wenn 
von einer andern käste in die freie luft getragen. 
Der leichnam wird gewaschen, ein stück gold in seinen mund, in die 
nasenlöcher und ohren gelegt; dann trägt man ihn zu einer heiligen stelle 
im wald oder am wasser und legt ihn auf ein kusalager mit dem haupt ge 
gen süden. die söhne oder nächsten verwandten rüsten den Scheiterhaufen, 
auf welchen nach nochmaliger waschung die leiche mit dem haupt gegen 
norden gelegt wird, blumen schmücken den Scheiterhaufen, ein gewand ist 
darüber gespreitet, der berechtigte verwandte entzündet ihn mit den Wor 
ten: mögen die götter mit flammenden mund diese leiche verbrennen! er 
entzündet ihn zunächst am haupt des todten gegen süden schauend und das 
linke knie beugend und ruft aus: namö namah! Das feuer wird so einge 
richtet, dafs einige knochen aufgelesen werden können. Die verwandten 
nehmen sieben spannen lange holzstücke, wandeln um den Scheiterhaufen 
und die stücke über ihre Schulter ins feuer werfend rufen sie: grufs dir, der 
du das fleisch verzehrst! Ist die leiche verbrannt, so gehn die verwandten 
nochmals um den Scheiterhaufen, doch ohne in die glut zu schauen, dann 
nahen sie sich dem wasser und reinigen sich; es folgen gebete, opfer und 
fasten. Die knochenlese geschieht (nach Rämaj. 2, 62 erst den dreizehnten 
tag nach dem brand) in ein irdnes gefäfs, eine tiefe grübe am flufs wird mit 
kusa bestreut, mit gelbem gewande bedeckt, dann das irdne gefäfs einge 
stellt, lehm, dörner und moos darüber geworfen und ein bäum gepflanzt,
	        
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