Full text: Über das Verbrennen der Leichen

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Jacob Grimm 
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203 
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Vorstellung des alterthums, dafs der todte über das gewässer in ein fernes 
land, auf eine insei der seligen fahren müsse, wovon ich in der deutschen 
mythologie s. 790 ff. ausführlich gehandelt habe, daher mag auch in spä 
terer zeit, als man vom verbrennen zum begraben zurückgekehrt war, sich 
eine zwiefache sitte herleiten, einmal dafs man die leichen in schiffen selbst 
oder in schifsförmig gestalteten sargen dem erdhügel übergab, dann dafs 
man auf dem hügel steine und felsen in gestalt eines schiffes ordnete, sol 
cher schifssetzungen haben sich zumal in Schweden manche erhalten, man 
sieht die seiten und Schnäbel des schifs deutlich gelegt, in der mitte aber 
einen höheren felsenrif als mast sich erheben, wirkliche schiffe sind zwar 
nirgend in nordischen noch deutschen gräbern aufgefunden worden, wol aber 
die schwäbischen todtenbäume aus Stämmen ganz wie nachen geholt, und 
nicht blofs altnordische auch deutsche sagen erzählen ausdrücklich von leich- 
bestattungen im schif ( 1 ). dieser Volksglaube mag also allgemein und über 
den norden hinaus unter unsern Vorfahren und viel weiter noch gehaftet 
haben ( 2 ). 
Für rogus findet sich altn. kein dem ahd. eit, ags. äd gleiches eidr 
(denn eidr jusjurandum, ahd. eid, ags. äd ist unterschieden davon); der 
übliche ausdruck lautet bäl, dem ags. bael und vermuteten alts. bäl entspre 
chend, wogegen kein ahd. pal zu bestehn scheint, die goth. völlig zweifel 
hafte form wäre bei; schwed. gilt bäl, dän. baal. dies bäl bezeichnet mehr 
den holzstofs als die flamme selbst, gleichviel ob zum verbrennen der lei 
chen oder zu andern zwecken dienend; bei der berühmten Niälsbrenna 
heifst es cap. 130: toku eld ok gerdu bäl mikit fyrir dyrunum. Egilssaga 
cap. 45 s. 222: bäl mikit, lögdu f)ar l eld, es mufs also, wenn das geschich 
tete bäl brennen soll, erst feuer dazu kommen, in den altschwedischen 
a gesetzen z. b. Uplandslag p. 150. 254 wird häufig das e i bäli brinnä, 5 der 
byerfo Ql vcJL, oA^ hk- scheiterhaufe, als strafe des Verbrechers ausgesprochen, in den norwegischen 
-^^-’das C dcema til brands ok til bäls/ Schwedische Volkslieder schildern diese 
OuÄ ^Istrafe dichterisch, z. b. eins bei Arwidsson 1, 312, der könig entsendet seine 
diener in den wald holz zu hauen: 
i gän ät skogen och huggen ett bäl! 
(*) Im goldnen scliif begraben, sage bei Müllenhoff n. 501. 
( 2 ) Noch heute pflegt in China den sargen schifsgestalt ertbeilt zu werden. Klemms cultur- 
geschichte 6, 131. tvw-a Kcuuf ou C+ftwÄAA 
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