über das verbrennen der leichen.
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
name mit Steinwaffen, in erdgräbern aschkrüge mit verbrannten knochen und
ehernem geräth, (*) in noch andern hügeln ganz, sei es in gestreckter oder
hockender, kauernder gestalt, bestattete leichen mit eisernen waffen anzu
treffen. Hiernach ergäbe sich ein steinalter, erzalter, eisenalter, die zugleich
als grabalter, brennalter und anderes grabalter betrachtet und auf die her
gebrachte, doch in abweichendem sinn entsprungne Unterscheidung eines
goldnen, ehernen und eisernen weltalters bezogen werden könnten. Auch
gewänne es allen anschein, dafs die steinbauten einem fremden in unvordenk
licher vorzeit das land bewohnenden volke beizumessen seien, wogegen erz
alter und eisenalter füglich von demselben stamm, der nach dem verbrennen
sich wieder dem begraben seiner todten zuwandte, gelten dürfen, wie die
ackerbauer aus den hirten des nemlichen und nicht eines andern volks her
vorgegangen sind. Dennoch bleibt diese ganze, wiewol im allgemeinen nicht
unhaltbare ansicht einer menge von ausnahmen und näheren bestimmungen
im einzelnen bedürftig, da sich in felsengräbern verschiedner gegenden
nicht nur eisengeräth sondern auch aschkrüge finden, und ohne zweifei eine
schon in vollen besitz des erzes gesetzte, ihre leichen brennende heroenzeit
zugleich auf den brandstätten steindenkrnale thürmte. weder ist dem stein
alter aller leichenbrand, noch dem brennalter aller gebrauch des eisengeräths
abzuleugnen, wie das ganze brennalter hindurch neben dem brennen zugleich
ein begraben mehr oder minder sitte geblieben scheint.
Unter den Heiden des alterthums überwog bei weitem, wie meine
forschung offenbaren soll, das verbrennen der leichen, welches Juden und
Christen, die von anfang an immer begruben, unerträglicher greuel schien.
In der jetzigen weit hat längst das begraben über das verbrennen, dessen
anwendung sich stets enger beschränkt, den sieg davon getragen. Chinesen,
Mahomedaner, Christen, deren glaube über den ansehnlichsten theil der
bewohnten erde vorgeschritten ist, beerdigen ihre todten. wohin das chri-
stenthum drang, da erloschen vor ihm alle leichenbrände. Die Christen be
gruben, weil im alten testament, soweit dessen künde reicht, nur begraben
worden und weil Christus aus dem grab erstanden war; hierzu trat dafs die
christliche lehre ihrem ausgleichenden wesen nach den unterschied der stände
( J ) Der heroenzeit gibt Pausanias III. 3, 6 eherne waffen, an deren stelle hernach eiserne
traten; die benennung ^ccXy.svg für den schmied galt später fort, als er auch eisen bearbeitete.
Nach Straho XI p. 781 hatten die Massageten genug kupfer und gold, kein silber und eisen.