Full text: Über das Pedantische in der deutschen Sprache

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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 201 
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lhomme, ä lhomme entgegen; wir haben hier sogar voraus, dafs unsere fle 
xion noch zureicht und uns keine praeposition zu helfen braucht. Der Ro 
mane hat diese nicht gescheut, sondern in seinen gewinn verwandt, und del 
al, die genau übersetzt von dem, zu dem enthalten, sind ihm zu wollaut und 
deutlicher kürze ausgeschlagen, hinzugenommen den bewundernswerth ein 
fachen hebel der provenzalischen und altfranzösischen declination, der die 
meisten nomina blofs damit lenkt, dafs er dem nom. sg. die obliquen plural- 
casus, dem nom. pl. aber die obliquen singularcasus gleichstellt (in welchem 
gesetz ich noch einen nachhall keltischer spracheigenheit zu spüren meine); 
so mufs man den practischen blick dieser sprachen anerkennen, die freilich 
nachher ihren vortheil fast wieder aus der hand liefsen. ich gebe immer 
noch nicht die ehrwürdigen Überreste unserer uralten flexion dafür hin, aber 
diese hätten wir weit mehr zu unserm nutzen handhaben können. 
Ist unsere heutige nomialflexion abgewichen von ihrer ehmaligen fülle 
und bedeutung, so hat sich dagegen die herrliche und dauerhafte natur des 
deutschen verbums fast nicht verwüsten lassen, und von ihr gehn unzerstör 
bar klang und klarheit in unsere spräche ein. Die grammatiker, welche ihre 
sprachkunde auf der Oberfläche, nicht in der tiefe schöpften, haben zwar al 
les gethan, um dem ablaut, der die edelste regel deutscher conjugation bil 
det, als ausnahme, die unvollkommene flexion als regel darzustellen, so dafs 
dieser der rang und das recht zustehe jene allmälich einzuschränken, wo nicht 
gar aufzuheben, fühlt man aber nicht, dafs es schöner und deutscherklinge 
zu sagen buk wob boll (früher noch besser wab ball) als backte webte bellte, 
und dafs zu jener form die participia gebacken gewoben gebollen stimmen? 
Im gesetze des ablauts gewahre ich eben, was vorhin bei dem von der neuern 
declination eingeschlagnen weg vermist werden konnte, den ewig schaffenden 
wachsamen sprachgeist, der aus einer anfänglich nur phonetisch wirksamen 
regel mit dem heilsamsten wurf eine neue dynamische gewalt entfaltete, die 
unserer spräche reizenden Wechsel der laute und formen zuführte, es ist 
sicher alles daran gelegen ihn zu behaupten und fortwährend schalten zu 
lassen. 
Mit dem ablaut eng zusammen steht ein anderes gesetz von geringem 
umfang, doch in das höchste alterthum aufreichend, gleich der lateinischen 
und zumal griechischen besitzt unsere spräche gewisse verba, deren form Ver 
gangenheit, deren begrif gegenwart ausdrückt, weil in ihnen das gegenwärtige 
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