©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 201
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sondern auch wenn von dritter person gesprochen und erzählt wird( 1 ), das
einfache persönliche und relative pronomen, wo es sich auf fürsten bezieht,
zu gebrauchen scheut, ohne es mit dem Vorsatz höchst und allerhöchst zu
verbinden ( 2 ) und gleichsam dadurch zu verschleiern; pedantischeres und
steiferes kann es nichts geben, unsere hof und geschäftssprache ist dahin ge
bracht, dafs sie im angesicht und im kreis der fürsten nirgend mehr natürlich
reden darf, sondern ihre worte erst in die verschlingenden fäden unablässig
wiederholter und schon darum nichtssagender praefixe und Superlative einzu
wickeln gezwungen ist. alle daraus entspringenden redensarten wären gera
dezu unübersetzbar in die französische und italienische spräche, welche nach
dem einmal die majestät angeredet ist, immer einfaches eile oder ella folgen
lassen; das kann uns den prüfstein für unsern misbrauch abgeben. Sonst in
Europa haben lediglich die vom deutschen ceremoniell abhängigen oder an
gesteckten höfe in Holland, Dänemark und Schweden, mehr oder weniger
genau, ein hoogstdezelve, allerhöjstdensamme, allernädigst nachgeahmt. Ge-
wis aber würde die Weisheit des fürsten gepriesen werden, der seine auf-
merksamkeit auf den Ursprung und zweck dieses leeren, seiner selbst wie
unseres sprachgenius unwürdigen, eher chinesischen als deutschen geprän-
•\ § es ächtend, es auf immer verabschiedet und die treuherzigen anreden und
ri*£'b/,U.grüfse unserer vorzeit, so viel es noch angeht, zurückholt ( 3 ).
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fttüf T'fi. Txrii. K&i&PPf.S 7$ O * m nüttelalter, wenn von kaiser oder könig die rede war, in dessen hand und
Sprik * ft) C a würc * e ^’ e S ewa it d es deutschen reichs lag, pflegte man diese auch durch den einfachen
' !\ (\ ! ^ • £>(} j ausdruck 'daz riche’ zu bezeichnen, 'si zaemen wol dem riche’ will so viel sagen als dem
Je ÖGJZ Tt&Z \ , Könige; von einer schönen jungfrau sagt Hartmann von Aue
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' sie hätte fräulein an des königs hofe sein können. vKöt/vAuU'
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( 2 ) Berliner Zeitungen aus den jahren 1750-1770 gewähren von Friedrich dem gro-
fsen redend gewöhnlich noch einfaches Sie und Dero.
( 3 ) solch ein beispiel würde auch darum wolthat sein, weil es von oben herab wir
kend die in endloser abstufung gültigen, eitlen höflichkeiten unter allen andern ständen
abschaffen und der einfachen spräche wieder luft machen könnte; wie ist der heutige
briefstil durch die unnützesten ausdrücke der ergebenheit und des gehorsams, durch un
ablässiges anmuten der geneigt-, hochgeneigt- und hochgeneigtestheit allenthalben an
geschwellt, und in dieser Übeln sitte thun wir Deutschen es wieder allen übrigen völ-
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