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Allerdings legen die Schriftsteller des mittelalters, welche lornandes
anführen und ausschreiben, ihm den namen lordanes, lordanis oder lorda-
nus bei; frühste meldung, soviel ich weifs, erfolgt bei dem geographus Ra
vennas, der vielleicht schon in dem jahrhundert nach lornandes lebte, und
in dessen buche er sechsmal, wenn ich keine stelle übersah, angezogen steht,
1,112 als lordanus sapientissimus cosmographus, hingegen 4, 1. 6. 15. 20.
5,30 als lordanis, gewöhnlich mit dem beisatz sagacissimus oder sapientissi
mus. In den gestis abbatum fontanellensium aus dem achten jh. (Pertz 2,
287) wird sodann unter den büchern der abtei eine historia lordani episcopi
ravennatis ecclesiae de origine Getarum namhaft gemacht. Widukind (Pertz
5, 425) sagt ferner: c ut lordanis narrat 3 ; die chronica Sigeberti (Pertz 8,301)
'ex historia lordanis 3 und nochmals (Pertz 8,317) 'lordanis episcopus 3 ; Eck-
chardi chronicon nennt ihn fünfmal (Pertz 8, 24. 35. 55. 90. 141) 'lordanis
episcopus 3 , aber 8,130 heifst es ausführlicher: 'haec lordanis cpiidam gram-
maticus ex eadem stirpe Gothorum progenitus 3 ; nicht anders wird in Ber-
noldi und Mariani Scoti chronicon (Pertz 7,413. 499. 536) lordanis episco
pus als gewährsmann beigebracht. Doch mögen einige der letzteren einan
der selbst ausgeschrieben haben, ohne dafs ihnen handschriften Vorlagen.
Aus diesen anführungen geht zu genüge hervor, dafs die form lorda
nus oder lordanis ihr recht habe und schon hoch hinaufsteige; die künftige
ausgabe in den mon. hist. germ. wird uns darüber aufklären, welche und
wie alte handschriften überhaupt noch vorräthig sind, wie sie den namen le
sen, oder ob einzelne zwei namen durch ein 'sive 3 als nebeneinander befugt
vorstellen. Ich glaube nicht dafs eine der zu gebot stehenden hss. das sie
bente jh. erreiche, die meisten werden aus dem 11. 12 und 13 herrühren,
aber in Fontenai lag ein codex, der mindestens das alter des achten oder
eines früheren jh. anspricht, und im siebenten, warum also nicht im sechs
ten? scheint zu Ravenna selbst die form lordanus oder lordanis gangbar.
Wie aber, sollen Peutinger und Rhenanus den namen lornandes, der
von keinem Schriftsteller des mittelalters gebraucht wird, aus ihren fingern
gesogen haben? in ihrem codex, und das mag einer von gutem schrot gewe
sen, oder wenn auch jünger aus tüchtigem alten geflossen sein, ist mit Sicher
heit die lesart lornandes, und zwar in der entscheidenden stelle des cap.
50 vorauszusetzen. Hier lornandes zu erfinden hätte überhaupt nicht nur
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