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gendem auszug übrig; doch hat ihrem andenken Procopius ein lesenswerthes
erhaltnes werk gewidmet, und der herlichkeit ihrer spräche versichert uns
ülfilas unsterbliche, wenn auch nur zum kleinsten theil gerettete arbeit. dem
alterthum der Gothen mag kein anders deutsches yolk sich an die seite setzen,
und alle übrigen sind genöthigt ihr frühstes licht bei ihnen anzuzünden.
Mislang es mir nicht des lornandes namen herzustellen, so sah ich
noch mehr darauf die ehre seiner annahme zu retten, dafs Geten und Gothen
ein volk waren, und hoffe dafs meinen beweisen 'eilen zuo der fuoge 3 kam:
die fuge liegt in gleichheit dieser namen und in der Geten und Daker nach-
barschaft. zweifei müsten sich fortan das ansehn geben, aus allen kräften
jede thunlichkeit deutscher auslegung für getische namen, die noch besser
glücken kann als ich sie versuchte, abzuwehren, und die kluft der geschichte
zwischen 105 und 166 (an diesen sechzig jahren hängt es) für unerfüllbar
zu erklären. Auf dem bisher eingehaltnen Standpunkt aber war den Geten
alle wurzel abgeschnitten, ohne Ursprung auftretend gehen sie vorüber ohne
spur, und unsere Gothen wurden darum gebracht das ihnen zuständige erste
zeugnis abzulegen für den Zusammenhang der Deutschen mit einer uralten
Vergangenheit. Statt der wenig austragenden meldungen des Pytheas wer
den nunmehr Herodots Tercu oi d&avarl£ovrsg in den Vordergrund unsrer ge
schichte treten und Dions Kardgaroi leicht verwischen, das horazische bild
von der einfachheit getischer ackerbestellung mag Ovids klagen über getische
Wildheit dämpfen, und wer ärger nimmt ob dem plauderhaften triegerischen
Geta oder Davus der comoedie, sich erheben an dem hohen tragischen ernst,
mit welchem die Gothen auf dem weltgerüste verbluteten. Auch für den
weg, den Gothen und wahrscheinlich alle Deutschen von Persien aus über
den Araxes, am Caucasus vorbei nach der Maeotis und von da über Dnieper
und Dniester bis zur Donau einschlugen, gibt diese bereicherung unserer äl
testen geschichte unverächtlichen fingerzeig.