Full text: Über Iornandes und die Geten

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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 199 
Übt man sich erst einmal in imeingenommner Betrachtung dieser jetzt 
noch verworfnen Getica, so können selbst des lornandes ärmliche Brosamen 
einiges willkommne darbieten. Die durch Dio überlieferte künde von einem 
edlen geschlecht der Geten, aus welchem könige und priester gewählt wur 
den, dafs diese edlen anfangs tarabostei, hernach pileati geheifsen waren im 
gegensatz zu den übrigen freien, welche capillati hiefsen (lornandes cap. 5 
und 13) scheint unverwerflich. auch oratio 72 (Reiske 2,383) gedenkt Dio 
der getischen huttracht: sv&a ydg eviors ßXeirovo'iv dvS'gwTrovg, rovg fxiv nvag ttl- 
Xovg sttI raig Kstyakcug syjzvrag, ujg vvv tuüv SgaKoov nveg, tuov Terwv Asyojuevwv, tt^o- 
rsgov &£ Aaxe&aifJLovLGi kcu Mane&ovsg. Toxaris bei Lucian, ein Skythe d. i. Thrake, 
stammte weder aus königlichem geschlecht, noch dem der hutträger, war 
also ein blofser capillatus oder, wie sich Lucian ausdrückt, ein oKrccTrovg (acht- 
füfsling), der zwei rinder und einen wagen besitzt, nach des Cassius Dio 
meldung galt dieser unterschied zwischen pileati und comati noch für die spä 
teren Daker (1126,14 Reim. tt*Accpcgoi, Ko/u,yjrai), Decebalus entsandte nach 
einander zu den Römern erst comati, dann vornehmere pileati; bedeutsam 
hiefs auch Odin Sidhöttr, der mit dem breiten, tiefen hut (mythol. 133) und 
bis auf die jüngste sage herab erscheint er in solchem hut, der eine heidni 
sche heiligkeit andeutet, bei den Römern zeichnete den Hamen dialis sein 
galerus und apex aus. Von den capillatis merkt lornandes weiter an: 
quod nomen Gothi pro magno suscipientes adhuc in suis cantionilms remi- 
niscuntur, Theodorichs edict 145 nennt die capillati, und dafs zu seiner zeit 
schreiben erlassen wurden universis provincialibus et capillatis* des Gothen 
volks weisen Cassiodors variae 4,49. trügt meine Vermutung nicht, so wird 
auch das goth. und vandal. Hazdiggos = Astingi gerade nichts anders ausge 
sagt haben als capillati ( 1 ). natürlich fielen die pileati, d. i. heidnischen prie 
ster nach der Bekehrung zum christenthum weg. tarabostei aber war ein äl 
terer name der pileati und braucht nicht dasselbe auszudrücken, ich wittere 
darin gothische Superlativendung (ungefähr wie in lasivöstai infirmissimi), so 
dafs in tarabosti = goth. [oarabostai das ahd. darapiste, pidarapiste d. i. op- 
timi strenuissimi gelegen wäre, vgl. altn. {>arfr utilis, im superl. ^arfastr. 
dies mag noch gewagt dünken; sichrer schon dürfen die auf jenen Diceneus 
zurückgeleiteten gothischen gesetze, 'quas usque nunc conscriptas (eine wich- 
(‘) abh. der pbil. hist, classe 1845 s. 224. 
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