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sein. Die hergebrachte, von lornandes selbst hauptsächlich verbreitete an-
sicht über Ursprung und ahkunft der Gothen aus Scandinavien oder Scan-
zien, von wo sie sich nach Ostsee und Weichsel, dann erst weiter nach den
Donauniederungen ausgedehnt hätten, mufs verworfen werden ( ! ). sie ist
unnatürlich oder nichts erklärend, wahrscheinlich nur aus sagenhaften Über
lieferungen entstanden, die uns wenigstens von der regen Urgemeinschaft
scandischer und gothischer Stämme zeugen, wie sollten die Gothen von Sky-
thien oder Sarmatien aus den mühsamen nördlichen weg über Finnland nach
Schweden, von hier nach Gothland und Dänemark, und im rückschritt wie
der zur Weichsel nach der Donau eingeschlagen und durchmessen haben?
Alle deutschen Völker sind nach einander aus dem Osten eingewandert und
ein bewustsein an diese herkunft scheint sich hei allen in unerloschner, wenn
auch verworrener und falsch angeknüpfter sage bewahrt zu haben; die Fran
ken leiteten sich aus Troja, die Baiern aus Armenien her, die Sachsen
wollten in Alexanders heer gezogen sein; auch die Normannen führten sich
auf eine colonie des Antenor zurück, der nach Trojas Zerstörung zum illy
rischen meerbusen geschift sei ( 2 ). späterhin hielt man wenigstens den Ur
sprung aus Donaugegenden fest, Gregor, tur. 2,9 sagt von den Franken aus
drücklich: tradunt enim multi eosdem de Pannonia fuisse digressos, und
Procop (1,313) meldet von den Gothen: oirog o heuig inreo Trora/JLov ''ivr^ov I«
TtaXaLov ujxovv. In dieser beziehung ist auch das nach altnordischer überlie-
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(') auch Zeufs s. 478 erklärt diesen scandischen ausgang für fabel. lornandes mel
det eigentlich folgendergestalt: aus Scanzia seien die Gothen geschift und zuerst gelan
det an dem ort, der noch heute Gothiscanzia heifse, dann an der küste des oceans zu
den Ulmerugen gelangt und in deren sitze eingerückt, dann habe ihr volk die Vanda
len überwunden und seinen zug weiter nach Skythien gerichtet, welches auf gothisch
Ouin genannt werde (ouin = avein, ahd. ouwin, regio aquosa paludinosa; Zeufs s. 67 will
aus ouin win machen, was keinen passenden sinn gewährt, und lornandes gebraucht das
griech. ov sonst nicht, er schreibt Wisigothi, nicht gleich Procop OuioTyorÖ’oi), hierauf,
nach besiegung der Spalen, die Maeotis erreicht, hernach in Moesien, Thrakien, Dakien,
endlich aber am politischen meer gesessen. Von der ausfahrt aus Scanzia, die unter kö-
nig Berich begann, aber erst unter seinem fünften nachfolger Skythien erreichte, müste,
wenn man diesen sagen irgend nachrechnen darf, geraume zeit verstrichen sein, die sich
schwer mit der Chronologie einigen liefse, und lornandes will drei verschiedne sitze von
Gothen in Skythien und Thrakien nachweisen, wo ihre heimat schon weit länger gewe
sen sein mufs.
( 2 ) Dudo de moribus Normannor. zu eingang; Ordericus vitalis hist. eccl. p. 723.
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