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Christus die taufe empfieng; fortan mochte er'lornandes sive lordanes 3 hei-
fsen, wie vielleicht handschriften wirklich beide namen nebeneinander stell
ten, lornandes wäre der weltliche geburtsname, lordanes der kirchliche, wie
der Angelsachse Yinfrid den geistlichen namen Bonifacius erhielt ( 1 ). Solch
ein Verhältnis müste jedoch durch ausdrückliches zeugnis zur gewisheit er
hoben werden, bevor man sich erlauben darf beide namensformen für gleich
berechtigt zu halten, und selbst dann würde unsre wühl zwischen dem allen
volksmäfsigen namen und dem verschrobnen mönchischen nicht schwer
sein ( 2 ). Aufserdem sei jedoch angemerkt, dafs der mannsname lordanes
schon ein jahrhundert früher erscheint, ein consul des jahrs 470 im Orient
hiefs Flavius lordanes (vgl. Marcellini comitis chron. Paris 1619 p.36 lor-
dane et Severo coss.), dies war unter kaiser Leo I, zu einer zeit wo schon
lauter christliche consuln walteten, und ich kann den grund nicht wissen,
warum dieser consul solchen eigennamen führte; lief er aber sonst schon
um, so konnte ihn lornandes sich selbst oder ein andrer ihm beilegen, auch
die späteren Griechen brauchten ’log&aviog oder 3 Io^ai/£*o£ als mannsnamen, und
eigentlich hätte man ebenso im latein ein adjectivisches lordanius von dem
subst. lordanes unterscheiden sollen ( 3 ).
Unser lornandes weist bescheiden allen anspruch auf gelehrsamkeit
zurück, indem er sich selbst als agrammatos bezeichnet; wenn ihm spätere
das epithet grammaticus beilegen, so braucht auch dies nichts anders als was
( 1 ) Gregorlus turonensis hiefs eigentlich Georglus Florentius, und Georglus wandelte
sich leicht in Gregorlus, ich werde hernach einen gothischen schriftsteiler dieser zeit an
führen, der sich die namen Renatus Profuturus beilegte.
( 2 ) Bei Vergleichungen der handschriften wünsche ich sorgsam beachtet, ob im cap. 50,
wo der Verfasser seine abkunft angibt, der name lornandes ausgedrückt werde; ich halte
diese stelle für den eigentlichen sitz der rechten namensform, während in den Zueignun
gen begreiflich die geistliche gebraucht sein kann, woraus sich zugleich ergeben würde,
wie diese hauptsächlich in den titel übergieng.
( 3 ) Schwerlich darf man lordanes zu einem parthischen namen stempeln, nach analogie
von Yardanes, wie ein könig der Parther im j. 43 nach Chr. hiefs; gleich unstatthaft
wäre ihn mit hergestellter aspirata als Hiordan aufzufassen und nun altnordischen na
men wie Hiördis, HiÖrvardr an die seite zu stellen, davon abgesehen, dafs kein altnord.
Hiördan begegnet, würde hiör im goth. hairus, ahd. heru lauten. Übrigens war lordan gen.
lordani auch ahd. gebräuchliche eigenname, vgl. Schannat trad. fuld. no. 133 und Dronke kroS
ca^.3,111 ein 'lordan e Mogontia’, und in Italien findet sich lordanus und Giordano noch
häufiger. frarvfc-. Jourdcliy\y