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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 198
stümmer consonanten zu ergeben scheinen. Der diphthong ist in solchen
fällen, wie ich darzuthun hoffe, gerade erst aus Unterdrückung eines conso-
nants entsprungen, mit andern Worten, die den diphthong bildenden vocale
sind aus zwei silben zusammengerückt, und nur der erste derselben gehört
ursprünglich der Wurzel, der andere blofser ableitung an; erscheint also der
diphthong in einsilbigen Wörtern, so müssen diese auf vollere zweisilbige
formen zurückgeführt werden; der Wegfall des consonants ist es eben, der
nun in den vocallaut des Wortes unschlüssigkeit bringt und ihn mehrfachem
Wechsel aussetzt. Unter allen consonanten unserer spräche aber, die auf
solche weise syncope erfahren, kommen die mediae in betracht, wie sie der
lat. oder griech. tenuis entsprechen, und nicht zu übersehn ist, dafs sich
ihnen, wo sie haften und nicht ausfallen, nach mafsgabe des Organs oft ein
nasales N oder Manzuschliefsen pflegt, was noch greller gegen die syncopier-
ten oder diphthongischen formen absticht. Ich werde den ausfall des G,
von allen den häufigsten, zuerst vortragen, und dann den des D, zuletzt des
B, als den seltensten, folgen lassen.
Dem goth. magus puer steht mavi puera zur seite, und von jenem wird
magula puerulus, von diesem mavilo puella = puerula weiter gebildet, magus
bekommt im gen. magaus, mavi maujos, magula magulins, mavilo mavilons:
wollautige angenehm abwechselnde formen, mavi ist sichtbar moviert aus ma
gus, hat auch dessen characteristisches U in sich aufgenommen, das nach dem
entfalteten lautgesetz vor dem neuzutretenden I einer eigentlich dritten silbe
consonantische geltung annimmt, jedoch sobald auch dieses I consonantiert
wird, in seinen vocal zurückkehrt; vor dem Y ist aber das wurzelhafte G
entwichen uud mavi entsprungen für magvi, maujos für magujos. Nicht
etwa gieng mavi aus magus durch unmittelbaren Wechsel des G in Y hervor,
wozu gar keine Ursache war, da G vor I bleibt (vgl. liga ligis ligij), snaga
snagins, ragin) und V in andern fällen aus U erwächst, ohne dafs ein G im
spiel ist (vgl. sunjus sunive). Noch ein anderer grund soll den ausfall des
G bezeugen: ähnliche weibliche bildungen pflegen im nom. sg. nur, wenn
die Wurzelsilbe kurz war, die endung A zu behalten, hingegen wegzuwerfen,
sobald lange silbe vorhergeht; es heifst demzufolge banja vulnus, halja tar-
tarus, aber bandi vinculum, kunj)i cognitio; in dem aus magvi entsprunge
nen mavi dauert noch das gefühl der position, und die endung A unter
bleibt; wie sollte sie zu mavi treten können, da sich mavia nothwendig in
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