Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 197
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Jacob Grimm:
Noch weniger darf befremden, dafs von der sonnentheilung, die wie
ich sagte in undenklich früher zeit entsprungen sein mufs, keine spur auf
zutauchen scheint in dem innern Deutschland, das sie von der nothwendig
noch ältern hammertheilung in überflufs darreicht. Denn diese fand gerade
den ungetheilten marken ihren natürlichen anhalt, während die formein
und gebräuche jener in der lebhafteren Übung des privateigenthums vielfa
chen anstofs geben, und als mit dem Untergang des heidenthums alle ange
stammten rechtsgewohnheiten sich vergröberten, bald in Vergessenheit sin
ken musten. Hat sich doch auch aufser den eigentlich schwedischen land-
schaften weder in gothländischen, norwegischen noch isländischen die vor
getragne alte landscheidung bewahrt. Zugleich erkennen wir die beschaf-
fenheit der altschwed. solskipt nur so unvollständig, dafs schwer zu bestim
men ist, was in den Übungen künstlicher landmessung des innern Deutsch
lands alterthümlich genug scheine, um sich ihr vergleichen zu lassen, oder
w r as uns aus der römischen agrimensur zugeführt worden sei.
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IY. Götter.
Es geht aus allen diesen nachrichten hervor, dafs schon in hohem al
ter eine zwiefache art und weise die grenze zu ordnen gegolten habe, gleich-
wol die eine nothwendig als später hinzugetretene zu denken sei. Sollte die
künstliche, in scandinavischen strecken bestimmt nachzuweisende limitation,
w r ie den Griechen, auch dem herzen von Deutschland unbekannt geblieben
sein; so müssen dafür die gebräuche der älteren volksmäfsigen abgrenzung
desto länger gehaftet und ihre wurzel noch in jüngere Zeiten ausgebreitet ha
ben. Unbedenklich aber schlägt der Ursprung beider arten noch in unser
heidenthum selbst zurück und es drängt sich die frage auf, in welchem Zu
sammenhang zu der altdeutschen mythologie sie gedacht werden müssen?
Die älteste weihe aller grenze, die ursprüngliche austheilung des fe
sten landes ist in dem glauben der Völker von den göttern selbst ausgegan
gen. Im finnischen epos wird berichtet, dafs ehmals zwei göttliche wesen,
Wäinämöinen und Joukahainen, auf dem wege sich begegnend, einander
nicht ausweichen wollten und nun in wechselrede ihre macht und kunst zu
rühmen begannen, da sagt Wäinämöinen, der höchste und angesehenste aller
götter, unter andern, dafs von ihm das meer gepflügt und das land in acker-