aus der Zeit des deutschen Heidenthums.
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ahd. frouwä (in einem altwestfäl. Denkmal früa), Herrin oder Frau im Gro-
fsen, die nord. Freyja; der deutschen Mythologie gebrach bisher ein Be
weis ihrer Göttlichkeit, frouwä war noch geläufiger als itis, und dauernder
in den allgemeinen Begriff von femina übergegangen. Follä wird im alt
nord. Fulla genannt, und zwar nicht als der Freyja Schwester, sondern als
Dienerin der Göttermutter Frigg, nichtsdestoweniger aber in der Beihe der
Göttinnen neben Frigg und Freyja selbst (Sn. 36. 37.) Bei den übrigen
Deutschen scheint sie höher gestanden zu haben, und selbst in celtische
Überlieferungen einzugreifen. Der Name Follä, Gen. Follün bedeutet nem-
lich abundantia, satietas; sie ist eine Segen und Überflufs spendende, der
Göttermutter Kiste (eski) war ihr zu bewahren anvertraut, aus welcher sie
den Menschen Gaben mittheilt. Auf solche Weise rechtfertige ich zugleich
die Aufnahme einer Göttin Abundia, dame Habonde aus romanischen
Quellen in die deutsche Mythologie (s.177-179.) Dort wurde diese mit Berhtä
und Holdä verglichen, begegnet aber unmittelbarer der einheimischen Follä.
Römisch schien Abundia nicht (erst spät auf Münzen eine Abundantia), von
Galliern wird sie aus deutschem Glauben entlehnt, durch die Franken viel
leicht erst ihnen zugeführt worden sein. Die Letten hatten ihren männli
chen Gott der Fülle Pilnitis, die alten Preufsen Pilnitus.
Im fünften Vers gemahnen mich die Worte: so he wola conda an den
eddischen Ausdruck |>viat hann betr kunni (Saem. 138 a .) Im sechsten Vers
dürfen benrenki, bluotrenki, lidirenki als Accusative genommen werden, die
dem Acc. en (eum) gleichstehn, und diesen Sinn drückt die lateinische Über
setzung aus; mehr hat es vielleicht für sich, sie als Genitive mit jenem Acc.
en zu verbinden, falls sich die Construction bigalan einan eines (incantare
aliquem de aliqua re) nach der Analogie von heilan oder biteilan (Gramm.
4,634.635) rechtfertigt. Alles übrige im Gedicht ist leicht verständlich.
Nachdem nunmehr der wörtliche Inhalt dieser seltsamen Gedichte er
wogen und erklärt worden ist, steigen unablehnbare Fragen auf nach der
Zeit und dem Landstrich, in welchen sie entsprungen seien, wie ihre be
fremdende Aufbewahrung mitten in einer Handschrift der christlichen Kir
che sich begreifen lasse?
Die beiden ersten Fragen sind zu beantworten schwer. Vor allem
wird die Critik Erlaubnis haben, das erste Gedicht von dem zweiten zu son
dern, und für jenes etwa noch früheren Ursprung in Anspruch zu nehmen.
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