Full text: Über zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des deutschen Heidenthums

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J. Grimm über zwei entdeckte Gedichte 
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Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 195 
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lerei Remigsberg: jarding auf den Puiltag, Puilletag nächst nach S. Wal 
purgentag, d.i. auf den zweiten tag des mais. Unter diesem Pfui oder Pul 
kann kein Heiliger der christlichen Kirche gemeint sein, das Wort Sanct 
würde sonst nicht mangeln, die Tage von Paulus oder etwa Hippolytus (S. Pöl 
ten) fallen in andere Jahrszeit. Sollte sich irgend dieser unerklärliche Pful- 
tag auf unsern Pfol beziehen? Ich finde gerade die Feier des irischen Son 
nengottes Beal oder Bail auf den ersten Mai gesetzt. Bailteine ist der Tag 
des heiligen Beifeuers, das zweimal jährlich, am ersten Mai und ersten No 
vember neu entzündet wurde. ( 1 ) Wäre dieser Pfultag aus dem celtischen 
Cultus übrig geblieben? Welche Feste in ganz Deutschland auf den ersten 
Mai fielen ist bekannt und der heil. Waldburg zu Ehren wäre Phol um einen 
Tag fortgeschoben worden. Es soll kein Gewicht darauf gelegt sein, dafs 
auch nach dem römischen calendarium rusticum die tutela Apollinis in den 
Mai fällt ( 2 ), noch weniger verschwiegen, dafs nach einem Weisthum von 
Neunkirchen a. 1486 (2,98, wieder aus der Pfalz) e ein pultag des nechsten 
montags nach dem heumond jeglichen jars 3 stattfinden soll. Heumond ist 
Juli, es müste im August ein zweites Pholfeuer entzündet worden sein, wie 
bei den Iren im November? Warum, frage ich noch, hiefs im Mittelalter 
der September zuweilen Folmanot, Fulmant? ( 3 ) 
3. Durch das südliche und westliche Deutschland hatten die Römer 
Mauern und Befestigungen angelegt. Eine solche streckt sich von der Do 
nau durch einen Theil von Franken, und wird noch heutiges Tags unterm 
Volk der Pfal oder die Pfäle, auch wol Pfalgraben genannt( 4 ); eine an 
dere in der Wetterau bogenförmig vom Main nach der Lahn gezogne die 
Pol, Polgraben, Pollgraben ( 5 ). Wol weifs ich, dafs man allgemein 
den Namen von Pfal, lat. palus (vgl. Palas bei Amm. Marcellin. 18,2), wegen 
der eingerammten Pfäle, deutet, die sich im Pfalgraben eher als in der Mauer 
finden werden. Doch dasVolk, dem diese festen, der Zeit trotzenden Bauten 
etwas heidnisches, riesenhaftes, teuflisches hatten, gab ihnen noch andere 
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(*) O’ Flaherty transactions of irlsh academy yol. 14 p. 100.122.123. Öofier, i.v. WouWws 
( 2 ) Gesner script. rei rust. Lips. 1773. 1, 887. 
( 3 ) Leben der h. Elisabeth von Thüringen (Dint. 1, 409.432.) Neuer lit. Anz. 1806 s.363. SfhtifevS 
( 4 ) Fr. Ant. Mayer in den Abh. der Münchner Acad. 1835 p. 1 - 42. ^jcUtöLs' p 
( 5 ) Weisthiimer 1, 555. 569. / 
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