Full text: Über zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des deutschen Heidenthums

aus der Zeit des deutschen Heidenthums. 
11 
ben zi bena, bluot zi bluoda, 
lid zi geliden, sose gelimida sin. 
Phol et Wodan profecti sunt in silvam, ' 
tune Balderi equuleo pes contortus est; 
tum incantavit eum Sinthgunt, Sunnaque ejus soror, 
tum incantavit eum Frua, Follaque ejus soror, 
tum incantavit eum Wodan, sicuti bene novit, 
tarn ossis torturam, quam sanguinis torturam, membrique torturam, 
os ad os, sanguinem ad sanguinem, 
membrum ad membra, ac si glutinata essent. 
Uberschrieben werden darf das ganze Stück Balderes volo, Balderi equuleus. 
Phol ist ein unerhörter Name, ein Gott in allen mythologischen Wör 
terbüchern bisher noch verleugnet, desto höheren Werth empfängt er für 
uns, und desto mehr haben wir Mühe an ihn zu wenden. Nach den Regeln 
einer guten Erzählung scheint er aber denselben Gott auszudrücken, der 
gleich darauf unter Balder verstanden wird. Phol und Wodan, heifst es, 
seien zu Walde gefahren und Balders Fohlen habe sich den Fufs verrenkt. 
Entweder hätte Balders Mitfahrt vorher erwähnt werden sollen, wäre unter 
ihm ein andrer zu verstehn als Phol, oder Phol war hernach nochmals unter 
denen zu nennen, die den Fufs beschwören helfen, wie ihn Wodan be 
schwört. Phol kommt aber aufser im Beginn nirgends wieder in Betracht. 
Die beiden ersten Verse verhalten sich ungefähr als wenn erzählt würde: 
Phoebus und Zeus fuhren aus, da w r ard Apollons Pferd am Fufs verrenkt. 
Wie hier Phoebus und Apollo zusammenfallen, dürfen es auch Phol und 
Balder. Dennoch beweisen diese Folgerungen nicht allzu streng. Das Ver 
hältnis, wonach Phol ein andrer als Balder, ja ein ihm feindlicher ■ Gott 
wäre, hat immer noch Möglichkeit. Balder braucht nicht gerade vorher 
genannt zu sein, wenn er sich als im Gefolge Wuotans vielleicht von selbst 
versteht? 
Gegen die Lesart Phol darf nicht gewütet werden. Wer den Zug P 
aus ags. p herleiten, das übergeschriebne h für blofsen Haken, wie er z.B. 
im Hildebrandsliede dem p oben angehängt wird, nehmen wollte; erhielte 
Wol statt Phol, und würde, näher besehen, noch weniger damit ausrichten( 1 ) (*) 
(*) alts. wol pestis Hel. 132,4. ags. völ, ahd. wuol (Graff 1,801.) 
B 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.