Lieber freund,
ich bin freilich zu saumselig im briefeschreiben; je älter man wird,
desto geiziger thut man mit seiner zeit, und in unthat
wende ich alle musse unverrückt (?) auf die vielen arbeiten
in die ich mich unwickelt habe, und die ich doch sicher
nicht alle vollenden kann. dabei fährt die correspondenz
am übelsten, ohne allen vorsatz und bösen willen.
meine freundschaft gegen dich bleibt wie die theilnahme
an deinen geschicken unverändert. ich beklage die unselige
krankheit deiner frau, und fühle, wie tief das dein hauswesen
zerrüttet.
für das mitgetheilte heft ... beiträge danke ich bestens;
bis zu Cramers bände zahl ... ihrs nicht bringen. diesen
herbst wirst du den vierten band meiner ... erhalten;
dann lasse ich die sammlung der rechtsweisthümer drucken, und
werde dich dann noch um einige mittheilungen angehn.
Hastu Heinrich I. von waitz gesehn? in verdächti-
gung des Falke und des derab. Corb. geht er und Ranke
mir zuweit. hätte Falke erdichtet, so wären es andere dinge.
Wilhelm grüßt. immer ist er noch nicht ganz her-
gestellt. Sonst geht es leidlich.
Gött. 15 mai 1837. Jac. Grimm