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Fleiß und Arbeitsamkeit.
4. Seht doch an die muntre Biene! lustig stiegt
sie in das Grüne, macht die Zellen weit und voll.
Denn sie weiß, die Zeit wird fliehen, wo die süßen
Blumen blühen! — Liebe Mädchen, merkt das wohl!
5. Ja, ihr flinken Strickerinnen! unser Lenz auch
wird entrinnen und verwelken Blum''und Blatts Wohl
dann in den Wintertagen, wer im Sommer eingetra
gen und sich vorgesehen hat!
- 117. Lied für die Nähstube.
(55.) 1. Ich bin ein Nähermädchen und habe
frohen Sinn, am Tisch' bei Scheer und Fädchen geht
sanft das Leben hin. Es geht so froh und heiter bei
Fleiß und Thätigkeit; und was bedarf man weiter,
froh durch Zufriedenheit.
2. Hier stört uns kein Getümmel, kein Hagel,
Schnee und Wind; und wenn vom schwarzen Himmel
der Regen rasselnd rinnt: so sitzen wir beim Saume
die ganze schlimme Zeit, im wohlgeschützten Raume
und wissen nichts von Leid.
3. Uns wird bei Hemd und Tüchern nie lang
die liebe Zeit; ein Mädchen kommt bei Büchern in die
ser Welt nicht weit. Kann sie nicht stricken, waschen,
nicht kochen, spinnen, nah'n, so muß mit leeren Taschen
sie durch dieß Leben gehn.
4. Es gehen die Geschäfte, die unsre Nadel macht,
nicht über unsre Kräfte, nur fordern sie Bedachts Man
kann daneben singen, dieß stört die Arbeit nicht, ja
fördert ihr Vollbringen, wenn Muth und Kraft gebricht.
5. Und schlägt die Feierstunde, so geht's binaus
zum Spiel', wir tanzen in die Runde im fröhlichen
Gewühl. Ein Theil spielt Zeck und Greifen, ein and'rer
blinde Kuh, hier wirft man mit dem Reifen, dort geht's
dem Gärtchen zu.
6. So eilt uns Nähermädchen die Zeit so fröh
lich hin, bei Strickzeug, Nadel, Rädchen, und alles
bringt Gewinn. Und wenn die Glocke läutet, so sam
meln wir uns frisch, und wissen, es bedeutet: zur Schule,
oder Tisch!