72 III. Lebensglück u. Beförderungsmittel desselben.
S. Auch im Mer, noch als Greis wirkt er, sey
der Tag auch heiß; und ihn tragt kein falscher Stad
an sein ruhig spates Grab.
Chr. F. Weiße.
115. Lob der Arbeitsamkeit.
(29.) 1. Arbeit macht das Leben süß, macht es
nie zur Last; der nur hat Bekümmerniß , der die Ar
beit haßt. Kräfte gab uns die Natur zu Beruf und
Pflicht; leere Müssigganger nur klagen, leben nicht.
2. Arbeit ist der Menschen Loos. Ohne Müh'
und Fleiß wird kein Mensch auf Erden groß; Ehre
fordert Schweiß. Bei Gebet und Arbeit nur lebt man
menschlich schön, keinen Staub in der Natur sieht man
stille stehn.
3. Arbeit und Betriebsamkeit geben Ehr' und
Brod. Müssiggang und Schläfrigkeit sind schon hal
ber Tod. Bei Geschäften wird man alt, jeder hat uns
lieb; doch den Faulen nennt man bald einen Tagedieb.
4. Arbeit nur giebt frohen Muth und zufriednen
Sinn; schafft im Körper rasches Blut, lohnet mit Ge
winn. O wer wollte nun wohl nicht gern geschäftig
seyn? nicht sein Leben seiner Pflicht wohlgefällig weih'n?
Burmann.
116. Strickerlied.
(3.) 1. Auf, ihr Schwestern! laßt zum Stricken
Naher uns zusammen rücken, und cs um die Wette gehn!
Knaben mögen rennen, schwimmen, recken, strecken,
werfen, klimmen; Mädchen steht das Stricken schön.
2. Barfuß gehen Gäns' und Hennen, weil sie
nichts als schlucken können, und das Stricken nicht
verstehn} nur die Menschen können nähen, stricken und
das Spinnrad drehen und deshalb bekleidet gehn.
3. Darum, Mädchen! rührt die Finger! unser
Fleiß sey nicht geringer, als da drüben, wo man spinnt!
Auch die Nähermädchcn oben soll man nicht alleine
loben, wer's am besten macht, gewinnt!