66 III. Lebensglück u. Beförderungsmittel desselben.
7. Die Rede durchbohrte der Mutter Herz, cs
ward ihr enge und wirr. Sie bat: laß fahren den trü
ben Schmerz! — Du redest so dunkel und irr.
8. Das Kind sprach wieder: lieb Mütterlein! früh
morgen, da siehest du's klar;— Waldmannchen will kom
men zur Kammer herein, mich drücken, mich küssen gar.
9. Nicht schlief die Mutter in langer Nacht, es
quälte sie Kummer und Harm. Und wie der Schimmer
-es Tag's erwacht, halt todt sie den Knaben im Arm.
105. Leichtsinn, oder das Lämmchen.
(Eine Fabel.)
(6.) 1. Ein junges Lämmchen, weiß wie Schnee,
ging einst mit auf die Weide; muthwillig sprang es in
den Klee, mit ausgelaßner Freude.
2. Hopp, hopp ging's über Stock und Stein mit
unvorsicht'gen Sprüngen. Kind, rief die Mutter, Kind,
halt eint es möchte dir mißlingen!
3. Allein das Lämmchen hüpfte fort, Berg auf,
Berg ab, in Freuden; doch endlich mußt'S am Hügel
dort für seinen Leichtsinn leiden.
4. Am Hügel lag ein großer Stein, den wollt'
es überspringen. Seht da! es springt und — bricht
ein Bein. Aus war nun Lust und Springen.
6. O liebe, muntre Kinder! schreibt dieß tief nt
eure Herzen: „die Freuden, die man über
treibt, verwandeln sich in Schmerzen."
Bertuch.
106. Leichtsinn und Trägheit»
(A. 14.) 1. Ach, wie elend, ach wie traurig ist
des Leichtsinns Streben! Wird dir, armes Kind, nicht
schaurig bei dem bösen Leben? Ach, du hast die schö
nen Stunden, Gottes Gaben, so verschmäht! Ach, was
hast du ausgesä't? Was dafür gefunden?
2. Keine Freude kann dich laben, keine Ruh er
quicken; keine Worte wirst du haben, auf zu Gott zu
schicken; keine Freunde wirst du finden, Freunde, weise,