Gehorsam. (Folgen des Ungehorsams.) 6Z
ein Brennen, solch ein Grimmen in den Gedärmen
fühlt' er nie.
8. Vergebens war's, um Hülfe flehen; sein Na«
schen bracht' ihn mörd'risch um. Was er für Zucker
angesehen, war tvdtlichcs Arsenikum.
104. Waldmännchen.
(110.) 1. Es wollt' ein Knäblein in den Wald
gar munter und geschwind. Die Mutter sprach: komm
wieder bald und nasche nicht Beeren mein Kind!
2. Da sprang das Knäblein fort und fort und
trieb sein lustig Spiel, gedachte nicht an der Mutter
Wort, und naschte der Beeren gar viel.
3. Und als die dunkle Nacht begann, da schlich
cs müde nach Haus. Die Mutter sprach: was hast
du gethan? du sichest so kümmerlich aus!
4. Das Knäblein sagte: wie sollt' es seyn? ich
bin ja frisch und gesund. Waldmannchen hat Kirschen
ohne Stein, die schmecken so süß im Mund.*)
5. Da ward von Schrecken die Mutter bleich,
und wandte hinweg ihr Gesicht. Doch barg sie die
Furcht, doch sagte sie gleich: Waldmannchen giebt es
ja nicht!
6. Das Kind antwortete: Mütterchen glaub', ich
sah's mit Mantel und Krön'; es trug ein Zweiglein
mit Kirschen und Laub, und sprach: hier iß, mein
Sohn!
*) Der Knabe redet irre: der Genuß der Tollkirsche (Atropa
Belladonna} hat ihn betäubt; nur dir schleunigste ärztliche
Hülfe konnte ihm das Leben retten; — er stirbt!
Eine getreue Abbildung und Beschreibung aller Giftpflan
zen (welche in der Hoffmann'schen Buchhandlung
zu Eschwege nur 6 gGr. kostet), wird bald für jede
Schule angeschafft werden. — Merke dir, liebes Kind!
für jetzt die leichte Lehre:
„Iß nicht, was du nicht kennst,
Wenn's noch so süße schmeckt,
Weil oft der bittre Tod
Zn süßen Speisen steckt."
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