Full text: Liederkraenze für Jugend und Volk

xxu Vorschlage, Bemerkungen und Wünsche. 
„1. Dem Lehrer etliche Tage vor dem Gottesdienste 
die Melodie des Hauptliedes, welches gesungen werden 
N soll, anzuzeigen, damit es diesem — namentlich bei schwe 
ren Melodiken — möglich ist, sich und seine Schüler, 
nötigenfalls, gehörig darauf vorzubereiten. 
2. In allen Schulen fleißiger Kirchenmelodieen 
zu singen, anstatt daß öfters viele Zeit mit dem Sin 
gen anderer, oft kindischer, Gesänge verschwendet wird. 
3. Die Gemeinde aufmerksam zu machen: in der 
Kirche müsse man auf die Orgel Acht geben — dürfe 
zwar mitsingen, aber nicht durch störendes Schreien 
die Melodie entstellen und der allgemeinen Andacht 
schaden. — Der Kirchengesang muß richtig, rein, 
ernst, andächtig, sanft, kunstgemaß, unddoch 
dabei einfach und gefühlvoll seyn; die Töne der 
Orgel und der Chorgesang sollen die Melodie in ihrer 
ganzen Reinheit darstellen. Hierzu gehört demnach noch 
4. Die sorgfältige Unterhaltung und ein richtiges, 
würdevolles Spiel der Orgel, so wie die Vermeid 
düng frivoler Zwischenspiele." 
Vornehmlich in dieser Beziehung sagt Dr. Mar 
tin Luther: 
„Wer die Musik verachtet, mit dem bin ich nicht zufrie- 
* „den. Denn die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes. 
„Es ist kein Zweifel, daß viel Samen herrlicher Tugenden 
„in solchen Gemüthern anzutreffen, welche von der Musik 
„gerührt werden: die aber davon keine Empfindung Haben, 
„die, halte ich, sind den Klötzen und Steinen gleich." 
„Man muß Musik von Noth wegen in den Schulen be 
halten; ein Schulmeister muß singen können, 
„sonst sehe ich ihn nicht an." 
In gleichem Sinne werden hier die lieblichsten Blu 
men, aus dem großen Gefilde deutscher Dichtkunst, 
zu einem schönen Liedcrkranze vereint, .in diesem Büch 
lein dargeboten, unbesorgt, ob eine ernste Welt die zarten 
Blüthen auch achten möge, die nur den kindlich from 
men Sinn entzücken. 
So entfaltet euch nun, holde Gesänge! Kehret 
ein in die Hütten der Armen und in die Palaste der 
Großen dieser Erde; verbreitet Frohsinn — Unschuld — 
Tugend! befördert Vaterlandsliebe und Frömmigkeit, 
die den Kopf nicht hangt.
	        

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