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V. Vaterlandsgesänge.
192. Lied eines deutschen Knaben.
(66.) 1. Mein Arm wird stark und groß mein
Muth, gieb, Vater! mir ein Schwert! Verachte nicht
mein junges Blut, ich bin der Vater werth.
2. Ich finde fürder keine Ruh im weichen Kna
benstand! Ich siürb', o Vater! stolz, wie du, den
Tod für's Vaterland!
3. Schon früh in meiner Kindheit war mein
täglich Spiel der Krieg. Im Bette träumte ich Ge
fahr und Wunden nur und Sieg.
4. Mein Feldgeschrei erweckte mich aus mancher
Türkenschlacht; noch jüngst ein Faustschlag, welchen ich
dem Bassa zugedacht!
5. Da neulich unsrer Krieger Schaar auf dieser
Straße zog, und wie ein Vogel der Husar das Haus
vorüber flog,
6. Da gaffte starr und freute sich der Knaben
froher Schwarm: ich aber, Vater! härmte mich, und
prüfte meinen Arm!
7. Mein Arm ist stark und gyoß mein Muth,
gieb, Vater! mir ein Schwert! Verachte nicht mein
junges Blut, ich bin der Vater werth!
Fr. Leop. Graf zu Stolberg.
193. Danklied am 18. October,
am Tage der Völkerschlacht bei Leipzig.
Mel.: Herr unser Gott, dich loben wir rc.
1. Dich Gott der Volker preisen wir und brin
gen Dank zum Opfer dir, an diesem hehren, heil'gen
Tag', an welchem deine Allmacht sprach: das deutsche
Land sey wieder frei vom Joch der Frankentyrannei. —
. 2. Tief, tiefgebeugt trug's Vaterland, vom Rhein
bis an der Weichsel Strand, der Knechtschaft namen
lose Schmach, die sieben Jahre auf ihm lag. — Wir
seufzten schwer. — Der Dränger trug fortan auf uns
des Himmels Fluch. —
3. Indeß drang unser heißes Flehn um Rettung
auf zu jenen Höhn, wo, über deinem Sternenzelt,
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